Umfrage

Angst vor Deepfakes weit verbreitet

25. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Der Digitalverband Bitkom hat eine Umfrage zum Thema Deepfakes in Auftrag gegeben. Ergebnis: 70 Prozent der Befragten glauben, man könne Bildern und Videos „nicht mehr vertrauen“. Interessanterweise sieht eine Mehrheit einen großen Nutzen für die Kulturbranche.

Rote Wolken ziehen über einen blauen Himmel

Kann das echt sein? Rote Wolken ziehen über einen blauen Himmel ... In der Fotografie sind Manipulationen Teil der Kunst.

Der angebliche Papst in weißer Daunenjacke, die vermeintliche Verhaftung Trumps oder Franziska Giffeys Gespräch mit einem falschen Klitschko – was auf den ersten Blick täuschend echt aussieht, entpuppt sich im Nachhinein als sogenanntes Deepfake. Entsprechende Posts gehen viral, seit KI-Anwendungen wie Midjourney oder Adobe Firefly massenhaft Nutzer*innen anziehen.

Bei Deep Fakes handelt es sich um Bilder, Audios oder Videos, die täuschend echt verändert oder verfälscht werden. So kann man zum Beispiel in Videos jemanden etwas sagen oder tun lassen, was er oder sie in der Realität nie gesagt oder getan hat. Auch der Bereich Voice Cloning zählt dazu, in dem aktuell große Fortschritte erzielt werden.

  • Eine knappe Mehrheit der Deutschen hat schon einmal von solchen Deepfakes gehört oder gelesen (60 Prozent).
  • Allerdings können nur 15 Prozent gut erklären, was man unter Deepfakes versteht.
  • 23 Prozent wissen zumindest in etwa darüber Bescheid
  • 22 Prozent haben zwar schon davon gelesen oder gehört, wissen aber nicht genau, was es ist.
  • Ein Drittel (33 Prozent) hingegen hat noch nie von Deepfakes gelesen oder gehört.

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.002 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Bei vielen Menschen führen Deepfakes zu Verunsicherung, so der Digitalverband weiter:

  • 8 von 10 Deutschen (81 Prozent) sagen, sie würden ein Deepfake nicht erkennen.
  • 44 Prozent geben an, schon einmal auf ein Deepfake reingefallen zu sein.
  • 70 Prozent sind der Meinung, Fotos und Videos könne man heute nicht mehr vertrauen
  • 63 Prozent sagen sogar, Deepfakes machten ihnen Angst.
  • 60 Prozent sehen in Deepfakes eine Gefahr für unsere Demokratie.

Andererseits sieht über die Hälfte auch positive Einsatzmöglichkeiten: 55 Prozent sind der Meinung, Deepfakes könnten sinnvoll genutzt werden, etwa im Kino oder in der Kunst. Nach literarischen Möglichkeiten oder Produkten für die Buch- lwurde nicht gefragt.

„Die Retusche ist so alt wie die Fotografie und seit jeher werden Audios und Videos bearbeitet und verändert. Solche Eingriffe waren früher hochspezialisierten Experten vorbehalten, heute können sie mit wenigen Klicks auch ohne entsprechende Vorbildung erzeugt werden. Umso wichtiger ist es, Bewusstsein für dieses Phänomen zu schaffen und die Menschen dafür zu sensibilisieren“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. 

Laut Bitkom haben drei Prozent der Befragten selbst schon einmal eine Software ausprobiert, mit der man Deepfakes erstellen kann.

Eine breite Mehrheit (84 Prozent) fordert eine Kennzeichnungspflicht für Deepfakes, 60 Prozent sagen, sie sollten ganz verboten werden. Rohleder will davon nichts wissen. Er gibt zu bedenken: „Selbst wenn es eine Kennzeichnungspflicht oder gar ein Verbot gäbe, würden sich genau diejenigen nicht daran halten, vor denen man sich schützen möchte, wie beispielsweise Cyberkriminelle oder die Troll-Fabriken uns feindlich gesonnener Staaten. Aufklärung und Medienkompetenz sind unverzichtbar im Kampf gegen Deepfakes. Jede und jeder Einzelne sollte genau prüfen, ob ein Text, Bild oder Video authentisch ist, bevor man es zum Beispiel in sozialen Medien liket oder teilt.“