Immer mehr Elektroschrott

Alte Handys in der Schublade

14. Dezember 2022
Redaktion Börsenblatt

Handys, Laptops und mehr smarte Begleiter: Fast 300 Millionen Alt-Geräte liegen in den Schubladen deutscher Haushalte.

Wachsende Berge an kostbarem Schrott

Die Deutschen horten Berge an ausrangierten Geräten und Elektroschrott. Laut Digitalverband Bitkom bewahren die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger aktuell rund 210 Millionen Handys oder Smartphones, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets ungenutzt bei sich zu Hause auf. Das ist das Ergebnis auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Demnach haben sich diese Zahlen im Laufe der Jahre vervielfacht: Waren es 2014 noch rund 100 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones, wurden im Jahr 2018 schon 124 Millionen Stück gezählt. Die Summe der Alt-Laptops belief sich im Jahr 2014 noch auf 22 Millionen und 2018 auf 32 Millionen. Der Bestand an Alt-Tablets wurde von Bitkom in diesem Jahr erstmalig erhoben. „Fast 300 Millionen Alt-Geräte warten auf ihren Einsatz. Noch funktionsfähige Smartphones, Tablets oder Laptops sollten weitergegeben und wiederverwendet werden, defekte Geräte gehören fachgerecht entsorgt und recycelt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Insgesamt besitzen 87 Prozent der Deutschen wenigstens ein ungenutztes Handy oder Smartphone, 47 Prozent mindestens einen oder mehr ungenutzte Laptops und 20 Prozent ein oder mehr ausrangierte Tablets. Jeder und jede zweite Deutsche (48 Prozent) sagt: In unserem Haushalt liegen zu viele ungenutzte IT-Altgeräte herum.

Kobalt, Gold, Seltene Erden – ein großer Rohstoff-Schatz

Mit den Alt-Geräten liegt nicht nur eine große Menge Kunststoff und Glas in den Schubladen und Schränken herum, sondern auch zahlreiche wertvolle Rohstoffe. Beispiel Alt-Handys und Smartphones: Neben ca. 6600 Tonnen Aluminium, dessen Ausgangsstoff Bauxit von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft ist, finden sich in den 210 Millionen Geräten große Mengen der ebenfalls kritischen Rohstoffe Kobalt (ca. 1400 Tonnen), Lithium  (ca. 180 Tonnen), Magnesium (ca. 140 Tonnen), Titan (ca. 60 Tonnen) sowie Phosphor, Tantal, Platin-Metalle oder Seltene Erden. „Die Deutschen horten einen riesigen Rohstoffschatz. Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen“, fordert Rohleder.

Die Hälfte hat Interesse an Refurbished-IT

  • Insgesamt zeigen die Deutschen ein wachsendes Bewusstsein für den ökologischen Rucksack von technischen und digitalen Geräten. 8 von 10 (79 Prozent) geben an, Geräte länger zu nutzen, statt schnell neu zu kaufen, da dies Ressourcen schont.
  • 58 Prozent lassen elektronische Geräte bei einem Defekt reparieren, statt neue zu kaufen.
  • Rund ein Sechstel der Deutschen (15 Prozent) hat schon einmal gebrauchte, aber professionell aufbereitete Produkte gekauft, so genannte Refurbished-IT. Weitere 50 Prozent können es sich für die Zukunft vorstellen.
  • Knapp ein Drittel (31 Prozent) schließt dies jedoch für sich aus.  
    Dennoch gibt es auch Gründe, die für die Verbraucherinnen und Verbraucher für einen Neukauf von Smartphones, Tablets und anderen Geräten sprechen. Für die meisten (74 Prozent) ist die nicht mehr vorhandene Unterstützung älterer Geräte mit Updates ein Grund, diese auszurangieren. 70 Prozent würden ihre Geräte gern länger nutzen, aber die Leistungen und Funktionen reichen irgendwann nicht mehr aus. 38 Prozent ist grundsätzlich wichtig, immer möglichst aktuelle Geräte zu nutzen. 

    Um die Nutzungsdauer von Geräten wie Smartphones, Laptops und Tablets insgesamt zu verlängern, schlägt Bitkom eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen vor, damit diese insgesamt erschwinglicher werden.
  • Auch eine nachhaltige öffentliche Beschaffung könne als Hebel genutzt werden. „Die öffentliche Verwaltung hat als größter Kunde mit enormer Einkaufsmacht eine wichtige Funktion. Bei Ausschreibungen sollte auch der Einsatz von Refurbished-IT zugelassen werden.“

Insbesondere mit Blick auf Weihnachten und die Tatsache, dass häufig auch Technik und digitale Geräte unter dem Christbaum liegen, appelliert Bitkom an die Verbraucherinnen und Verbraucher, ihre Altgeräte weiterzugeben oder zu entsorgen. Funktionierende Smartphones und andere Geräte könnten bspw. auch an wohltätige Organisationen gespendet werden.

Tipps zur Entsorgung von Alt-Geräten:

Das rät Bitkom Verbraucherinnen und Verbrauchern:

  • Entsorgung über Recyclinghöfe
    Alte oder defekte IT-Geräte dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Sie können wie alle anderen Elektrogeräte auch in den kommunalen Abfallsammelstellen abgegeben werden.
  • Entsorgung über Mobilfunkbetreiber und Händler
    Alle Hersteller sowie die großen Mobilfunkunternehmen und der Handel nehmen alte Smartphones zurück. Diese werden am besten direkt vor Ort in den Geschäften abgegeben. Auch bei Online-Händlern können Alt-Geräte zurückgesandt werden.
  • Entsorgung im Supermarkt/Discounter
    Supermärkte und Discounter mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern sind zur Rücknahme von Elektrogeräten unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet: Die Supermärkte müssen mehrere Male im Jahr Elektrogeräte, ganz gleich welcher Art, im Sortiment führen. Die Altgeräte dürfen eine Kantenlänge von 25 Zentimetern nicht überschreiten. Größere Geräte muss der Supermarkt oder Discounter nur dann zurücknehmen und fachgerecht entsorgen, wenn der Kunde ein neues Gerät der gleichen Art erwirbt.
  • Wichtig: Löschung privater Daten 
    Vor der Weiter- oder Rückgabe alter Handys sollten private und alle weiteren Daten unbedingt gelöscht werden, darunter etwa das Adressbuch, Log-Ins, Passwörter, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes“ bzw. „Werkseinstellungen“) komplett zu löschen.