Für ihre Beiträge zum Thema Geschlechtergerechtigkeit

Luise-Büchner-Preis für Publizistik geht an Nicole Seifert

16. Juli 2024
von Börsenblatt

Nicole Seifert erhält in diesem Jahr den Luise-Büchner-Preis für Publizistik. Der Preis wird jährlich an Personen vergeben, die sich im Sinne der namensgebenden bekannten Frauenrechtlerin mit Artikeln und Büchern für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Zuletzt veröffentlichte Nicole Seifert ihr Buch über die Autorinnen der "Gruppe 47".

Der Luise-Büchner-Preis für Publizistik geht in diesem Jahr an die Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin Nicole Seifert. Mit dem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich im Sinne der Namensgeberin mit ihren Artikeln und Büchern für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.

Über die Preisträgerin

Die promovierte Literaturwissenschaftlerin und gelernte Verlagsbuchhändlerin Nicole Seifert arbeitet derzeit als Übersetzerin und Autorin. 2021 löste sie mit ihrem Buch "FrauenLiteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt" (Erschienen 2021 bei Kiepenheuer & Witsch) eine Debatte über weibliches Schreiben aus. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der Reihe "rororo Entdeckungen" bei Rowohlt, in der Romane unbekannter Autorinnen des 20. Jahrhunderts veröffentlicht oder neu herausgegeben werden. In ihrem neuen Buch "Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47" (Erschienen 2024 bei Kiepenheuer & Witsch) verdeutlicht sie die Notwendigkeit eines Umdenkens in der literarischen Landschaft.

 

Begründung der Jury

"In ihren Büchern und ihrem Literaturblog „Nacht und Tag“ spürt die promovierte Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin Nicole Seifert den Mechanismen und Strukturen des Literaturbetriebs nach, die bis heute bewirken, dass Literatur von Frauen weniger als die von Männern wahrgenommen und pauschal als „Frauenliteratur“ aus dem offiziellen Kanon der Literatur herausgenommen und abgewertet wird. Am Beispiel der Gruppe 47, die für eine Erneuerung der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg stand, deckt sie detailgenau auf, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Werken der wenigen Frauen der Gruppe  damals kaum stattfand. Neben den oft misogynen Haltungen arbeitet Nicole Seifert darüber hinaus den oft latenten Antisemitismus und die Vertuschung reaktionärer Gesinnungen mancher Autoren der Gruppe 47 heraus. Nicole Seifert schöpft in ihren sehr gut erzählten Büchern und Texten aus vielfältigen Quellen.  Sie zieht klug und präzise ihre Schlüsse und spürt so nicht nur der systematischen Unterdrückung der Schriftstellerinnen und Dichterinnen und den Mechanismen der literarischen Kritik und Öffentlichkeit nach. Die Preisträgerin nimmt sich der Autorinnen an. Sie stellt wiederentdeckte Literatur von Frauen vor, recherchiert Biografisches und erkennt, indem sie sich mit ihren Werken befasst, dass gerade ihnen das Verdienst zukommt, die Machtverhältnisse in Paarbeziehungen und  gesellschaftlichen Institutionen wie Ehe und Schule "in die Zusammenhänge mit patriarchaler und faschistischer Gewalt“  (Seifert) zu stellen. So gelingt ihr, "die Gewalt der Systeme“ sichtbar zu machen ‒ und ihr Fortbestehen bis heute. Mit Nicole Seifert muss die deutsche Literatur der Geschichte und Gegenwart neu gelesen und bewertet werden."

Über den Preis

Luise Büchner lebte von 1821 bis 1877 und war zu ihrer Zeit eine bedeutende Frauenrechtlerin. In Büchern und Artikeln forderte sie, dass Mädchen und Jungen eine gleichwertige Schulbildung bekommen sollen, sowie die Zulassung von Frauen zu qualifizierten Berufen.

Mit dem nach ihr benannten Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf eine ähnliche Weise wie sie für die Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft einsetzen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in Geschichte und Gegenwart aufdecken.

Der Preis ist mit 3.000€ dotiert, die vom Lions Club Luise Büchner Darmstadt gestiftet werden. Er wird jährlich vergeben, die Verleihung findet anlässlich des Todestages von Luise Büchner im Spätherbst in Darmstadt statt. Außerdem dürfen sich die Preisträger:innen auf einer Seite in der Zeitung "Darmstädter Echo" selbst vorstellen.