Verschollen im Dachstein-Gebirge

Literaturverlag Droschl trauert um Bodo Hell

9. September 2024
Redaktion Börsenblatt

Seit 9. August ist der österreichische Autor Bodo Hell im Dachstein-Gebirge verschollen, wo er seit vielen Jahren im Sommer als Senner tätig war. Trotz groß angelegter Suchaktion habe er nicht gefunden werden können, teilte der Literaturverlag Droschl mit. "Wir sind zutiefst erschüttert und trauern um einen Ausnahmekünstler und Droschl-Autor der ersten Stunde", so sein Verlag.

Bodo Hell am Dachstein 2023

„Bodo Hells nie enden wollende Neugier, die Sprach- und Sprechvirtuosität, seine Genauigkeit und sein enzyklopädisches Wissen, sein Witz, aber auch seine Liebenswürdigkeit, seine Zugewandtheit und Freundlichkeit werden uns sehr fehlen“,  Annette Knoch, Verlegerin des Droschl Verlags. Bodo Hell gelte als extrem eloquenter poetischer Universalgelehrter, der es wie kein anderer verstehe, "die Bereiche Natur und Literatur zu verbinden, sie mittels Montagetechnik in überraschenden poetischen Bildern zu zeigen".

Geboren am 15. März 1943 in Salzburg, studierte er am Salzburger Mozarteum (Orgel), an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Film und Fernsehen) sowie an der Universität Wien (Philosophie, Germanistik, Geschichte). Hells vielseitiges Werk umfasst neben Texten auch Fotografien, Filme, Hörspiele, Musikalben und Theaterstücke.

Auszeichnungen und Werk im Literaturverlag Droschl

Ausgezeichnet wurde Bodo Hell u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1972), dem Erich Fried-Preis (1991), dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis der Stadt Wien (1999), dem Preis der Literaturhäuser (2003), dem Telekom-Preis Klagenfurt (2006), dem Christine-Lavant-Preis und Heimrad-Bäcker-Preis (beide 2017), dem Großen Kunstpreis des Landes Salzburg (2019). Zuletzt erhielt er den Österreichischen Kunstpreis für Literatur (2023) und den Literaturpreis des Landes Steiermark (2024).

Bodo Hell schrieb seit den 1970er-Jahren mehr als 40 Bücher. Bei Droschl erschienen: „Stadtschrift“ (1993), „Der Donner des Stillhaltens/Larven Schemen Phantome“ (mit Friederike Mayröcker, 1986), „666“ (1987), „wie geht's“ (1989), „Tracht : Pflicht“ (2003), „Die wirklichen Möglichkeiten“ (mit Ernst Jandl, 1992) „mittendrin“ (mit Hil de Gard, 1994), „Nothelfer“ (2008), „Bodo Hell Omnibus“ (2013), „Ritus und Rita“ (2017), „Auffahrt“ (2019). Zuletzt publizierte er 2023 den Band „Begabte Bäume“ mit Zeichnungen von Linda Wolfsgruber – ein literarisches Herbarium, das auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises stand.