Nach zwei Jahren mit kleinen, dezentralen Formaten konnte das Erlanger Poetenfest in diesem Jahr mit knapp 100 Einzelveranstaltungen in Schlossgarten und Innenstadt zurückkehren - und großartige Besucherzahlen verzeichnen.
Büchertisch beim Erlanger Poetenfest
Zur Erleichterung des veranstaltenden Kulturamts knüpfte das Festival mit mehr als 12.000 Besucher:innen nahtlos an die Zeit vor Corona an. Über 100 Schriftsteller:innen, Publizist:innen und Künstler:innen waren nach Erlangen gekommen; das Zentrum des Festivals bildeten die langen Lesenachmittage im Erlanger Schlossgarten, bei denen im halbstündigen Rhythmus Neuerscheinungen vorgestellt und diskutiert wurden, mit Autor:innen wie Fatma Aydemir, Theresia Enzensberger, Alexa Hennig von Lange, Abbas Khider, Katerina Poladjan, Julia Schoch oder Judith Zander. Auf großes Interesse stießen auch die vielen weiteren Diskussionsrunden, die vielfach vom Krieg in der Ukraine und den direkten und indirekten Folgen der Pandemie geprägt waren.
Eröffnet worden war das Erlanger Poetenfest am 25. August mit der Bayern 2-Nacht der Poesie; am 26. August stand die Erlanger Übersetzer:innenwerkstatt im Mittelpunkt; der Tag fand mit einem Autorinnenporträt von Helga Schubert seinen Abschluss. Das zweite Autorenporträt am Abend des 27. Augusts war Norbert Gstrein gewidmet. Eine bewegende Präsentation des Comics "Aber ich lebe", zu der eigens die Holocaust-Überlebende Emmie Arbel aus Israel angereist war, Can Dündar, der unter hohen Sicherheitsvorkehrungen mit Mohamed Anwar die Graphic Novel "Erdoğan" vorstellte und über die aktuelle Situation in der Türkei sprach, zahlreiche Ausstellungen, unter anderem im Erlanger Stadtmuseum, ein umfangreiches Filmprogramm, ein Poetry Slam, vielfältige Attraktionen für Kinder und Familien, Performances der belgischen Needcompany und der russischen Künstlergruppe Akhe und Weltmusik des New Global Ensembles waren weitere wichtige Bestandteile des diesjährigen Poetenfest-Programms.
Besondere Betroffenheit löste der emotionale Auftritt der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller am frühen Sonntagabend aus. Sie trug einen aktuellen Text vor, in dem sie die Parallelen zwischen Ceauşescus Rumänien und Putins Russland beschreibt: "Mich quält dieses bekannte, verdammte, wahnsinnige Muster."
Das 43. Erlanger Poetenfest wird vom 24. bis 27. August 2023 stattfinden.
