Wie klappt die Happy Hour digital?
Wie erlebt die Buchbranche diese so ganz andere Messezeit? Das Börsenblatt hat nachgefragt - heute bei Katrin Hogrebe, Sprecherin des Carlsen Verlags, die sowohl live in Frankfurt als auch digital unterwegs ist.
Wie erlebt die Buchbranche diese so ganz andere Messezeit? Das Börsenblatt hat nachgefragt - heute bei Katrin Hogrebe, Sprecherin des Carlsen Verlags, die sowohl live in Frankfurt als auch digital unterwegs ist.
Dienstag
13 Uhr, Messe-Kick-off bei Carlsen in Hamburg-Ottensen: Wir starten die Verbreitung eines Musikvideos, für das der Carlsen-Chor seine Corona-Pause beendet hat, um das Motto der Buchmesse zum Klingen zu bringen. "All together now!" – ein Verlagsgruß in die Branche, der schon kurze Zeit später auf zahlreichen Kanälen läuft, mit vielstimmigem Echo, von "geil" bis "Gänsehaut". "Dafür werden Ihnen viele Herzen zufliegen – grade jetzt, wo so viele, mich eingeschlossen, den Blues haben …", schreibt Markus Weber vom Moritz Verlag – ein beflügelnder Auftakt für die Messetage unter "Special"-Bedingungen.
Mittwoch
Vormittag
Anfahrt auf Frankfurt. Wir kommen gut durch … Andreas Steinhöfel wird auf der ARD-Bühne im Gespräch mit Michael Schmitt (3sat) sein neues Buch "Rico, Oskar und das Mistverständnis" vorstellen. Ohne Publikum, wie wir seit Anfang der Woche wissen. So war das nicht gemeint. Mann, Mann, Mann! (Rico).
Herbstlaub weht über den Platz vor der Festhalle, "Literatur ohne Limit", ruft ein Werbebanner, "FAUST" ein zweites. "All together now!" denken wir und betreten beherzt das Foyer der Festhalle. Haben wir alle Papiere dabei, alles bedacht, um dort eingelassen zu werden, wo in diesem Jahr des Herz des Geschehens, der Livestream, pulsiert? Über den roten Teppich (kürzer als sonst, dafür umso leuchtender in den leeren Gängen) erreichen wir die Halle, ein dramatisch ausgeleuchtetes Raumschiff, in dem zahlreiche freundliche Messemitarbeiter*innen für neuerlichen Einlass, einen Schnellkurs in Keimfreiheit und für Kaffee und Aufenthalt sorgen. Backstage: Da hinter der Maske, das ist doch … - Freude, darüber, hier ganz unverhofft dieser hochgeschätzten Kollegin zu begegnen.
Das Bühnengespräch sieht im Livestream sehr gut aus – sieht das jemand da draußen? Doch auch die wenigen Zuschauer*innen in der riesigen, technisch aufgerüsteten Halle spüren die Intensität, das Publikum will applaudieren und traut sich! Selbst Bücher sind zu sehen: eine kleine Messebuchhandlung schwebt auf einem roten Teppich am Rande des Geschehens.
Nachmittag
Aus dem Sendezentrum in der Festhalle Aufbruch zur Carlsen-Happy-Hour, die wie alle Jahre um 17 Uhr, allerdings am Laptop, stattfinden wird. Anstelle der Standnummer in Halle 3.0 weist ein ZOOM-Link den Weg. Am Regiepult im Verlag die Kolleginnen Ute Nöth und Rebecca Wiltsch, die den Ablauf der Veranstaltung geplant und organisiert haben. Wir sind sehr gespannt auf dieses Experiment, denn bei aller Erfahrung mit ZOOM und Teams und Gruppenchats fragen wir uns: wird sich das Gefühl einer echten happy hour einstellen, die diesen Namen verdient?
Autor*innen, Zeichner*innen, Übersetzer*innen und Carlsen-Kolleg*innen, fast 150 Gäste haben sich um kurz nach 17 Uhr auf der Plattform versammelt, um mit dem Sekt, den der Verlag vorab verschickt hat, anzustoßen: auf Bücher und Bilder, Auszeichnungen und Verkaufserfolge, die Verlegerin Renate Herre in einem Überblick Revue passieren lässt. So weit, so geplant. Überwältigend dann aber die zahlreichen Toasts, die Überraschungen in Lied- und Gedichtform, der quirlige Austausch im Chat und in brakeout sessions ("Grüppchen" im analogen Leben). Und natürlich die zahlreichen Herzen, die signalisieren, worauf wir uns im nächsten Jahr ganz dringend wieder freuen wollen.