Die folgende Textpassage stammt aus Jenny Offills Roman "Wetter", der am 6. April bei Piper erscheint.
"Ich weiß nicht, was ich mit dem Mann vom Fahrservice anfangen soll. Er hat mir erzählt, dass die Geschäfte schlecht gehen; niemand ruft mehr an. Er musste alle Fahrer entlassen und hat nur noch einen Wagen. Inzwischen schläft er am Arbeitsplatz, um keinen Anruf zu verpassen. Seine Frau hat gesagt, sie werde ihn verlassen.
Mr Jimmy. Das ist der Name auf der Visitenkarte, die er mir gegeben hat. Ich versuche nur noch seinen Fahrservice zu benutzen, nicht den besseren, schnelleren. Manchmal klingt seine Stimme verschlafen, wenn ich anrufe. Er sagt immer, in sieben Minuten wäre er da, aber es dauert jetzt viel länger.
Ich habe den Fahrservice immer nur kommen lassen, wenn ich spät dran war, aber jetzt muss ich die doppelte Fahrzeit rechnen. Ein Bus wäre genauso schnell oder schneller. Und ich könnte ihn mir leisten. Aber was, wenn ich die einzige verbliebene Kundin wäre?
Jetzt habe ich mich zu dem Vortrag verspätet. Und ich hatte mir das falsche Gebäude gemerkt. Bis ich da bin, hat Sylvia ihren Vortrag fast beendet.
Es sind viele Zuhörer gekommen. Hinter ihr ist ein Schaubild, das aussieht wie ein Hockeyschläger. »Was es heißt, ein guter Mensch, ein moralischer Mensch zu sein, wird in Krisenzeiten anders eingeschätzt als unter normalen Umständen«, sagt sie.
Sie zeigt uns ein Dia von Leuten, die an einem See ein Picknick machen. Blauer Himmel, grüne Bäume, weiße Menschen. »Angenommen, Sie gehen mit Freunden zum Picknick in einen Park. Das ist natürlich moralisch völlig neutral, aber wenn Sie zusehen, wie Kinder im See ertrinken, und weiter essen und plaudern, sind Sie zu Ungeheuern geworden.«
Der Moderator bedeutet ihr mit einer Geste, dass es Zeit ist, zum Schluss zu kommen. Eine Reihe Männer sammelt sich hinter dem Mikrofon. »Ich habe sowohl eine Frage als auch einen Kommentar«, sagen sie. Eine junge Frau steht auf und stellt sich an. Schließlich kommt sie dran, um ihre Frage zu stellen.
»Wie können Sie sich Ihren Optimismus bewahren?«
Ich komme danach nicht zu Sylvia durch. Es sind zu viele Leute da.
Ich gehe zur U-Bahn und versuche über die Welt nachzudenken. Sorgen eines jungen Menschen: Was hieße es, wenn nichts, was ich tue, etwas bedeutet?
Sorgen eines alten Menschen: Was hieße es, wenn alles, was ich tue, etwas bedeutet?"