Urheberrecht

VS in ver.di fordert Abschaltung von KI

11. April 2023
Redaktion Börsenblatt

Der Verband deutscher Schriftsteller*innen in ver.di fordert die Abschaltung von KI, bis man Klarheit habe über die Rechtssituation und wisse, wie Autor:innen vergütet werden können – denn die KI nutzen deren digitale Texte.

"Text-KI müssen ausgesetzt werden, bis wir eine juristische und gesellschaftliche Diskussion über den rechtlichen Stellenwert und den Umgang mit KI im Alltag gefunden haben", fordert Prof. Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller*innen (VS in ver.di). KI wie ChatGPT seien heute in der Lage, per Knopfdruck Texte zu erzeugen, die die Stimmen bzw. Stile von Schriftsteller:innen kopieren: "Dazu werden bestehende digitale Texte von Autor:innen genutzt. Das Urheberrecht versagt hier, denn es schützt nur konkrete Werke."

"Autor:innen verbringen oft Jahre damit, ihre Stile oder Erzählstimmen zu entwickeln. Umso frustrierender ist es, wenn eine KI diesen Stil in Sekundenschnelle imitiert. Was hier geschieht, kommt mehr einem Identitätsraub gleich und ist potenziell das Ende von Schriftstellerkarrieren", konstatiert Falkenhagen. "Es besteht eine Regulierungslücke, die Urheber*innen nachhaltig schadet." Falkenhagen betont, dass überprüft werden müsse, ob die Regelung zum Text- und DataMining im neuen Urheberrechtsgesetz anwendbar sei. "Der § 44b Urhg ist für diese Anwendung auf jeden Fall nicht geschaffen worden", so Falkenhagen. "Auch die Regelung in §60d Urhg, die Text- und Data-Mining für wissenschaftliche Texte eingeschränkt zulässt, wird hier für die Kommerzialisierung von Algorithmen missbraucht." Eine Trennung von wissenschaftlicher und kommerzieller Nutzung von Daten sei nicht möglich.

"Bis wir wissen, wie die Rechtssituation aussieht und wie Schriftsteller:innen gegebenenfalls vergütet werden können, müssen die KI abgeschaltet werden", sagt Falkenhagen. "Sonst entsteht ein Schaden, der nie wieder gutzumachen ist."