Volha Hapeyevas „widerständige Poesie“ ausgezeichnet
Die aus Belarus stammende Autorin nimmt den Preis in Frankfurt entgegen. Die Auszeichnung ist mit 35.000 Euro dotiert.
Die aus Belarus stammende Autorin nimmt den Preis in Frankfurt entgegen. Die Auszeichnung ist mit 35.000 Euro dotiert.
Der Wortmeldungen-Literaturpreis 2022 wird in diesem Jahr zum fünften Mal von der Crespo Foundation vergeben.
In ihrem ausgezeichneten Essay „Die Verteidigung der Poesie in Zeiten des Exils“ setzt Volha Hapeyeva sich mit der Macht von Sprache und Literatur vor dem Hintergrund eines Lebens in der belarussischen Diktatur und im Exil auseinander. Volha Hapeyeva stammt aus Minsk in Belarus und lebt seit 2020 im deutschen und österreichischen Exil. Sie ist Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Ihre Gedichte wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Auf Deutsch erschienen der Lyrikband Mutantengarten (Edition Thanhäuser, 2020) und der Roman Camel Travel (Droschl Verlag, 2021). Aktuell ist Volha Hapeyeva Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums Deutschland.
Jurybegründung
Über die Vergabe des Preises entschieden die Juror:innen Paul Jandl (Literaturkritiker), Hasnain Kazim (Journalist und Autor), Esra Küçük (Politikwissenschaftlerin), Christine Lötscher (Literaturkritikerin), Ijoma Mangold (Literaturkritiker), Barbara Mundel (Theaterintendantin) und Sighard Neckel (Soziologe). Sie zeichnen einen Text aus, dem es „auf eindringliche Weise gelingt, das Nachdenken über Heimat und persönliche Wurzeln mit der Reflexion über Gewalt und Macht zu verweben. Dabei zielt die Autorin vor allem auf die Kraft der Sprache ab: Sie zeigt, dass Diktaturen Sprachpolitik für ihre Zwecke nutzen, dass sie ihre eigene Sprache etablieren, dass Worte töten können. Und dass Diktaturen Kunst und Poesie unterdrücken, weil sie Mittel des kritischen Denkens sind, die ihnen gefährlich werden können. Gerade deswegen setzt Hapeyeva despotischen Machtstrukturen ein poetisches, nomadisches Denken entgegen. Ihr kunstvoll arrangiertes Plädoyer für eine widerständige Poesie gewinnt vor dem Hintergrund des Krieges gegen die Ukraine an bedrückender Aktualität. Hapeyeva tut, was eine Autorin im Angesicht von Gewalt und Unterdrückung zum Besten tun kann: mit starken Worten wirken.“, so die Jury in ihrer Begründung.
Preis wird in Frankfurt vergeben
Die Preisverleihung findet am 19. Juni 2022 im Schauspiel Frankfurt statt. Die Laudatio hält Sighard Neckel, zudem gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema Sprache und Macht.
Der Text von Volha Hapeyeva ist online zu lesen unter www.wortmeldungen.org/literaturpreis/preistraegerin. Er erscheint zudem als Buch in der Reihe Wortmeldungen des Verbrecher Verlags zur Preisverleihung im Juni 2022.