Eine Woche lang können Besucher:innen zeitgenössische lateinamerikanische Literatur kennenlernen und bei Lesungen sowie Podiumsdiskussionen dabei sein. Auch Workshops und literarische Spaziergänge an verschiedene Kulturorte der Stadt finden mithilfe von Kooperationen mit unabhängigen Projekträumen, Kulturinstitutionen, Buchhandlungen, Bibliotheken und Zeitschriften statt.
Einer der Gründe für diese Veranstaltung sei die Veränderung der Sichtweise auf Lateinamerika, die aktuell immer noch stark durch koloniale Stereotypen und exotisierende Narrative geprägt sei, sagt Luisa Mendoza, Kulturmanagerin beim Instituto Cervantes Berlin. Auch die Literatur des Magischen Realismus bestärke zusätzlich das Bild eines entrückten und ländlichen Lateinamerikas. Nun soll mit dem Festival die vielfältige lateinamerikanische Literaturszene aus einer transtemporalen, dekolonialen und interdisziplinären Perspektive gezeigt werden. Berlin sei hierfür der ideale Ort – die Stadt beheimatet viele lateinamerikanische Autor:innen und Künstler:innen. Berlin sei außerdem Stadtteil (barrio/bairro) einer lateinamerikanischen Global City und Literaturmetropole des 21. Jahrhunderts, so Mendoza.
Die Autor:innen widersetzen sich mit großer stilistischen Vielfalt stark den Narrativen und betonen die gesellschaftlichen und politischen Realitäten der modernen lateinamerikanischen Gesellschaft. Sie mischen Genres wie Fantasy und Memoria und entwickeln neue Textformen wie die „mircorrelato“, die Mikroerzählung und die Dokumentarpoesie.
Am Festival beteiligt sind Autor:innen, Übersetzer:innen und Künstler:innen wie Lola Arias, Tomer Dreyfus, Ricardo Domeneck, Alice Creischer, Angélica Freitas, Alan Pauls, Odile Kennel, Ronya Othman, Fábio Morábito, Ralph Tharayil, Sergio Raimondi, Ann Cotten, Juan Ignacio Chávez, María Cecilia Barbetta, Lina Meruane, Maria Negroni. „Das Festival ist eine kollektive, vielsprachige, literarische Intervention. Gemeinsam (..) werden wir die Synergien zwischen lateinamerikanischen und deutschsprachigen Literaturschaffenden ausloten und diese verbinden“, so die Kurator:innen des Festivals, Timo Berger, Luisa Donnerberg, Douglas Pompeu, Ana Rocío Jouli und Felipe Saez Riquelme.
Erstmals werde die lateinamerikanische Literatur in Berlin kartographiert: die vielfältigen Präsenzen lateinamerikanischer Literatur in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Berlins finde man in einer virtuellen Karte, die auch über das Festival hinaus bestehen bleibt und laufend als Plattform für Veranstaltungen mit lateinamerikanischen Autor:innen bespielt wird.