Louise Meriwethers Debütroman "Eine Tochter Harlems" (OT: Daddy Was a Number Runner, erschienen 1970) galt und gilt in den USA als maßgebliches Werk über Rassismus, Geschlechterrollen und Klassismus (nicht nur) im Harlem der 30er Jahre. Sie war Journalistin, Aktivistin und Feministin, die es sich zur lebenslangen Aufgabe gemacht hatte, "die Leerstellen auszufüllen, die innerhalb der amerikanischen Geschichtsschreibung in Bezug auf die Leistungen Schwarzer Menschen vorherrschten", so Madga Birkmann im Nachwort zu "Eine Tochter Harlems". Zu ihren Verehrer:innen und Freund:innen zählte u.a. James Baldwin, der ein Vorwort zu dem nun erstmals auf Deutsch erscheinenden Roman schrieb, schreibt der Rowohlt Verlag in einer Trauernotiz.
Meriwether habe trotz der großen Aufmerksamkeit für ihr Wirken nie den Status einer Toni Morrison, Alice Walker oder Maya Angelou errungen, ihre Texte wurden bislang nicht ins Deutsche übersetzt - was sich mit der Ausgabe von "Eine Tochter Harlems", die am 17. Oktober im Rahmen der neuen Reihe "rororo Entdeckungen" erscheint, nun endlich ändern werde, so der Rowohlt Verlag, und hoffentlich auch hierzulande dazu beitrage, Meriwethers Klassikerinnenstatus zu untermauern.
Meriwether wurde am 8. Mai 1923 in Haverstraw, New York geboren. Sie machte einen Abschluss an der Central Commercial High School in Manhattan und studierte dann, während sie als Sekretärin arbeitete, nachts für einen B.A.-Abschluss in Englisch an der New York University. 1965 folgte ein M.A. in Journalismus an der University of California, Los Angeles, wohin sie mit ihrem ersten Ehemann, Angelo Meriwether, einem Lehrer, zog. Obwohl diese Ehe, ebenso wie ihre zweite Ehe mit Earle Howe, geschieden wurde, trug sie weiterhin den Namen Meriwether. Sie arbeitete als freiberufliche Reporterin (1961–64) für den Los Angeles Sentinel und als schwarze Story-Analystin (1965–67) für die Universal Studios. Sie war die erste schwarze Frau, die als Story-Editor in Hollywood eingestellt wurde. 1970 erschien dann der erwähnte Debütroman. Meriwether hat sich fast ihr ganzes Leben lang in der Friedensbewegung engagiert.