Die literarische Antwort stammt aus Beat Sterchis "Capricho"; die Geschichte erscheint am 24. März bei Diogenes.
Samstagmorgens stellte ich den Korb mit den Saatkartoffeln von Marcos oben auf die Mauer, spannte mit zwei Holzpflöcken eine Schnur, nahm die Hacke von dem Ast des Apfelbaumes, wo ich sie am Abend davor aufgehängt hatte und begann, langsam, aber stetig die erste, gerade Furche in die jetzt lockere, mit Schafmist gedüngte Erde quer durch den für die Aussaat vorgesehenen Acker zu ziehen.
Noch nicht einmal in der Mitte meiner dritten, schönen, geraden Kartoffelfurche angekommen, erschrak ich, weil Nachbar Joaquín unbemerkt aufgetaucht war und von oben herab sagte:
Hombre! Warum um Himmels willen hackst du so wütend drauflos?
Während es mir durch den Kopf ging, dass ich mich also bemühte, meinen Rhythmus zu verlangsamen und so vorzugehen, wie es sich gehört, dabei aber offensichtlich noch immer den Eindruck erweckte, ich würde hacken wie einer, der nichts begriffen hat, sagte ich: Weil heute der Mond wechselt und ich die Kartoffeln setzen will!
Aber nicht so!, sagte Joaquín. Solche langen Querfurchen anzulegen, mache keinen Sinn. So würde das Wasser beim Bewässern nicht mal bis in die Mitte fließen.
Er zog noch einmal an seiner Zigarette, ließ sie dann fallen, drückte sie mit dem Schuh in den Boden, hob den Stummel auf, steckte ihn in die Hosentasche und kam von dem Weg auf der Mauer über die kleine Rampe in den huerto herunter. Wie selbstverständlich nahm er mir die Hacke aus den Händen, markierte damit eine Rinne der Mauer entlang, dann rechtwinklig dazu noch eine in der Richtung der Pappeln und sagte: Diese Gemüsegärten sind alle so angelegt, dass das Wasser immer Richtung Bachbett fließt, aber nur beschränkt zur Seite umgeleitet werden kann.
Hier, sagte er, das sind zwei Hauptwasserrinnen, nach diesen richtest du alles andere aus. Dann hast du beim Bewässern kein Problem. Auch dann nicht, wenn im Juli das Wasser knapp werden sollte.
Und die Kartoffeln setzt du so.
Así!, sagte er mit Nachdruck.
Anstatt meine Furchen weiter zu ziehen, machte er ein Beet, in welchem er erst eine schlangenförmige Rinne in die Erde hackte und dann abermals eine Querrinne anlegte.
Für die Saatkartoffeln, die du dort im Korb hast, brauchst du zweimal vier solche Beete. Hier vier und dann nochmals vier.
Siehst du?
Locker und immer von beiden Seiten die Erde anhäufeln. Ich mache das immer in zwei Arbeitsgängen, sagte er. Es gibt Leute, die machen es in einem einzigen, weil sie es können. Ich mache es aber immer in zwei.
Die Erde bleibe dann schöner und länger gerade.
Und wenn du gräbst oder hackst, sagte er, immer in der Gegenrichtung zum Wasser, das beim Bewässern die Erde wieder in die andere Richtung schwemmen wird.
Aber Vorsicht! So wenig wie möglich in den Beeten rumgehen. Immer, wenn du kannst, in der Bewässerungsrinne bleiben. Denn du bist schwer, für den Boden ist das nicht gut. Um atmen zu können, muss die Erde locker sein.
Bevor sich Joaquín verabschiedete, zündete er sich eine neue Zigarette an und entschuldigte sich leicht verlegen für die vielen Anweisungen, die er mir gebe.
Aber, sagte er, wenn ich ein Buch schreiben wollte, dann könntest du mir auch helfen, weil davon verstehe ich nichts. Dann wärst du derjenige, der Ratschläge erteilt.
Ohne zu erwähnen, dass ich mich mit dem unauffindbaren roten Faden am Schreibtisch gerade mindestens so hilflos fühlen würde wie hier beim Setzen der Kartoffeln, sagte ich, dass er sich nicht zu entschuldigen brauche und dass ich ihm sehr dankbar sei, ihm deshalb auch eine Flasche Wein vor die Haustür stellen werde.
No! No!, sagte er und ging mit einer abwehrend erhobenen Hand dem Kanal entlang davon.