Nach russischem Raketenangriff auf Kramatorsk

Schriftstellerin Victoria Amelina ist tot

3. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Wie PEN International und PEN Ukraine melden, wurden bei einem russischen Raketenangriff in Kramatorsk, Ostukraine, mindestens zwölf Menschen getötet und mehr als 60 zum Teil verwundet, darunter die Schriftstellerin und Menschenrechtsverteidigerin Victoria Amelina. Jetzt teilt unter anderen die IPA mit, dass Amelina inzwischen ihren Verletzungen erlegen ist. Sie wurde nur 37 Jahre alt. (Update der Meldung vom 30.6.)

Victoria Amelina 

Der Angriff fand am 27. Juni statt. Victoria Amelina befand sich zum Zeitpunkt des Anschlags zusammen mit dem kolumbianischen Schriftsteller Héctor Abad Faciolince, der Journalistin Catalina Gómez Ángel und dem Politiker Sergio Jaramillo in Kramatorsk. Die kolumbianischen Delegierten erlitten leichte Verletzungen. Victoria Amelina erlitt schwere Kopfverletzungen, wurde im Krankenhaus behandelt und ist nun am 1. Juli im Alter von 37 Jahren ihren Verletzungen erlegen.

In einer Erklärung, die am 29. Juni 2023 veröffentlicht wurde, erklärte PEN Ukraine: „Unsere Kollegin Victoria Amelina, Schriftstellerin, Mitglied des PEN Ukraine und Feldforscherin für russische Kriegsverbrechen mit Truth Hounds, wurde durch den Raketenbeschuss eines Restaurants in Kramatorsk (Region Donezk) durch die russische Armee verletzt, wo sie eine Delegation kolumbianischer Journalisten und Schriftsteller begleitet hatte. Jetzt befindet sich Victoria im Krankenhaus. Sie wird von erfahrenen Ärzten behandelt, von ihrer Familie und ihren Freunden unterstützt und ist mit dem Nötigsten versorgt. Es besteht keine Notwendigkeit, zusätzliches Geld zu sammeln. Weitere Informationen wird PEN Ukraine mit Erlaubnis von Victorias Familie geben.“

PEN International verurteilte die Attacke aufs Schärfste: „Der russische Raketenangriff in Kramatorsk ist ein weiteres Beispiel für die völlige Missachtung des Lebens der Zivilbevölkerung in der Ukraine durch die russischen Streitkräfte. Vorsätzliche Angriffe auf die zivile Infrastruktur kommen Kriegsverbrechen gleich. Alle Verantwortlichen müssen vor Gericht gestellt werden“, so Romana Cacchioli, Executive Director of PEN International.

Victoria Amelina, geboren 1986, ist eine preisgekrönte Schriftstellerin und Dichterin und Gründerin des New Yorker Literaturfestivals in der Region Donezk, Ostukraine. Seit der militärischen Invasion der Russischen Föderation in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat Amelina Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte dokumentiert und insbesondere das Kriegstagebuch des ukrainischen Schriftstellers Wolodymyr Wakulenko aufgedeckt, der am 24. März 2022 von russischen Streitkräften entführt wurde. Am 28. November 2022, nachdem die ukrainische Armee Izium von den russischen Streitkräften zurückerobert hatte, bestätigte eine DNA-Analyse, dass es sich bei der im Grab N.319 in den Wäldern von Izium gefundenen Leiche um die von Wakulenko handelt. Amelina hatte kürzlich an der ersten Präsentation seines Kriegstagebuchs auf dem Literaturfestival Book Arsenal in Kiew am 23. Juni 2023 teilgenommen.

Erst kürzlich hatte Victoria Amelina in Norwegen an der Zeremonie für den IPA Prix Voltaire 2023 teilgenommen, um einen Sonderpreis für Wolodymyr Wakulenko in Empfang zu nehmen. Sie hatte den Sonderpreis anschließend von Norwegen zu Wakulenkos Eltern nach Kapytolywka gebracht.

In ihrer Rede während der Preiszeremonie auf dem "World Expression Forum" im norwegischen Lillehammer sagte die Autorin: "Ich bin eine ukrainische Schriftstellerin und spreche hier im Namen meines Kollegen Wolodymyr Wakulenko, der, anders als ich, nicht den erneuten Versuch des russischen Imperiums, die ukrainische Identität auszulöschen, überlebt hat. Die ukrainische Literaturszene ist sehr dankbar für diese Auszeichnung. Dieser Preis ist einzigartig, bedeutend und bewegend für uns – auch deshalb, weil keiner der Hunderte anderer ukrainischer Autoren, die wie Wakulenko durch die ukrainische Geschichte hindurch ermordet wurden, jemals eine solche internationale Auszeichnung posthum erhalten hat. Ich bin sicher, dass Wolodymyr Wakulenko diesen Preis auch ihnen widmen würde."