Punktlandung zur Nobelpreis-Verleihung

Roman von Abdulrazak Gurnah auf Deutsch

5. November 2021
Redaktion Börsenblatt

Am 10. Dezember wird der Literaturnobelpreis in Stockholm auf einer digitalen Feierstunde verliehen. Passend dazu erscheint drei Tage zuvor "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah auf Deutsch beim Penguin Verlag.

Wegen der Corona-Pandemie werden die Nobelpreise in Stockholm, anders als der Friedensnobelpreis in Oslo, wie im vergangenen Jahr in einer virtuellen Zeremonie überreicht – die Preisträger werden nicht vor Ort sein. Die Veranstalter hoffen jedoch, diesmal lokales Publikum zulassen zu können.

Pünktlich zur Verleihung kommt wieder einen Titel des Literaturpreisträgers Abdulrazak Gurnah auf Deutsch in den Handel: Sein Roman "Das verlorene Paradies" erscheint am 7. Dezember 2021 im Penguin Verlag. Das teilten die Münchner mit. Im Original 1994 erschienen, stand der Roman unter anderem auf der Shortlist des Booker Prize und stellte für Gurnah den Durchbruch als Schriftsteller dar. Jetzt wird er endlich wieder in der Übersetzung von Inge Leipold (sie hatte für die Übersetzung der Ausgabe 1996 bei Krüger, Frankfurt am Main, gesorgt) auf Deutsch zu lesen sein, teilt der Penguin Verlag mit, der zur Penguin Random House Verlagsgruppe gehört.

Zum Inhalt schreibt Penguin:

Sansibar, Ende des 19. Jahrhunderts: Der zwölfjährige Yusuf führt mit seiner Familie ein einfaches Leben im ländlichen Ostafrika. Als der Vater sich mit seinem kleinen Hotel verschuldet, wird der Junge an einen Gläubiger verkauft, an "Onkel Aziz". Von einem Tag auf den anderen landet er im lebhaften Treiben der Stadt, zwischen afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und Indern vom Subkontinent. Die Gemeinschaft dieser Menschen ist alles andere als selbstverständlich und von subtilen Hierarchien bestimmt. Schon bald wird Yusuf in eine fremde Familie gegeben, muss seinen Onkel auf eine gefahrenvolle Karawane ins Landesinnere begleiten, auf der sie die Folgen der im Land schwelenden Machtkämpfe zu spüren bekommen – und verliebt sich erstmals und kopfüber. Doch gerade als der inzwischen junge Mann beginnt, in seinem Leben so etwas wie Sicherheit zu empfinden, werden er und alle um ihn herum mit der brutalen neuen Realität der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert. Inhaltlich schonungslos, aber in überraschend leichtem, humorvollem Ton, erzählt Abdulrazak Gurnah in "Das verlorene Paradies" vom Erwachsenwerden in Zeiten des kolonialen Umbruchs.

Abdulrazak Gurnah wurde selbst 1948 auf Sansibar geboren, kam aber Ende der 1960er Jahre als Flüchtling nach Großbritannien. Die Insel, die seit 1964 als als halbautonomer Teilstaat zum heutigen Tansania gehört, war im 19. Jahrhundert für kurze Zeit deutsche Kolonie. 1890 wurde die Insel vor der Ostküste Afrikas vom Deutschen Reich mit den Briten gegen Helogland getauscht. Deutsch-Ostafrika war von 1885 bis 1918 eine deutsche Kolonie.

Der Penguin Verlag hatte in der Buchmesse-Woche gemeldet, dass er sich die Rechte für deutsche Ausgaben des Werks Gurnahs gesichert habe:

Bei der Bekanntgabe des Literaturpreisträgers Anfang Oktober waren keine Werke von ihm auf Deutsch lieferbar. Siehe Börsenblatt online:

Was noch zu erwarten ist:

Abdulrazak Gurnah hat bislang zehn Romane veröffentlicht: "Memory of Departure", "Pilgrims Way" ("Schwarz auf Weiß"), "Dottie", "Paradise" ("Das verlorene Paradies"; nominiert für den Booker Prize und den Whitbread Award), "Admiring Silence" ("Donnernde Stille"), "By the Sea" ("Ferne Gestade"; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), "Desertion" ("Die Abtrünnigen"; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize), "The Last Gift", "Gravel Heart" und "Afterlives" (nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). "Afterlives", erschienen 2020, ist sein jüngstes Werk.