Geständnis bei der Preisverleihung

Rie Kudan nutzte ChatGPT für ihren prämierten Science-Fiction-Roman

19. Januar 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Autorin Rie Kudan ist am 17. Januar für ihren Roman "Tokyo-to Dojo-to" mit dem renommierten japanischen Akutagawa-Preis ausgezeichnet worden. Dabei verriet sie, dass sei einen kleinen Teil des Buches mit Hilfe von ChatGPT geschrieben hat.

Die 33-jährige japanische Autorin Rie Kudan räumte laut Medienberichten bei der Preisverleihung ein, dass ein Teil ihres Buchs von ChatGPT verfasst wurde. Sie hätte für ihren preisgekrönten Science-Fiction-Roman "Tokyo-to Dojo-to" "aktiv" künstliche Intelligenz (KI) wie ChatGPT genutzt. "Ich würde sagen, etwa fünf Prozent des Buchs bestehen aus den von der KI generierten Sätzen."

Ihr Roman spielt in der Zukunft, handelt von einem Gefängnishochhaus in Tokio und dessen Architektin. Dabei KI ist sowieso ein wichtiges Thema des Buchs, die Architektin kämpft auch mit der zunehmenden Verbreitung von generativen KI-Technologien. Ein Jury-Mitglied lobte es, berichtet etwa der "Spiegel", als "nahezu fehlerlos" und sehr unterhaltsam. Kudan hätte ausgeführt, dass sie oft mit ChatGPT experimentiere, teile dem Tool ihre innersten Gedanken mit, Dinge, über die sie "mit niemandem sonst" sprechen könne. Einige Antworten von ChatGPT hätten sie zu Dialogen in ihrem Buch inspiriert. Sie wolle weiterhin mit Hilfe der KI ihre eigene Kreativität ausleben.

Die Stifter des Akutagawa-Preises wollten sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP nicht zu dem Geständnis äußern, berichtete "Deutschlandfunk" am 18. Januar. In den sozialen Medien dagegen würde lebhaft darüber diskutiert, ob sie den Preis verdiene – mit pro und contra. 

Der Akutagawa-Preis ist die bedeutendste Auszeichnung für japanischsprachige Autor:innen. Er wird seit 1935, mit einer Unterbrechung von 1945 bis 1949, halbjährlich im Januar und im Juli verliehen. Er ist mit 1 Million Yen (umgerechnet circa 6.200 Euro) dotiert und hat für die japanische Literatur die gleiche Bedeutung wie etwa der Prix Goncourt für die französische Literatur, oder der Booker Prize für die englischsprachige Literatur.