2014 wurde der saudi-arabische Blogger Raif Badawi zu zehn Jahren Haft verurteilt – weil er die strenge Auslegung des Islams in Saudi-Arabien kritisierte. Nun ist aus der Haft entlassen worden. Wirklich frei ist er allerdings noch nicht.
Dies bestätigt ein saudi-arabischer Sicherheitsvertreter, nachdem Badawis in Kanada lebende Ehefrau Ensaf Haidar der Nachrichtenagentur AFP über die Freilassung ihres Mannes berichtete.
2012 wurde Raif Badawi festgenommen und zwei Jahre später wegen „Beleidigung des Islams“ zu zehn Jahren Haft, tausend Peitschenhieben und einer Million Rial Geldstrafe (etwa 244.000 Euro) verurteilt worden.
Badawi hatte sich immer wieder für das Recht auf freie Meinungsäußerung und Frauenrechte in Saudi-Arabien eingesetzt und deren strenge Auslegung des Islams kritisiert. Seine Strafe führte zu lauten internationalen Protestwellen weltweit, sodass seine ursprünglich wöchentlich angesetzten Termine zur Vollstreckung der Strafe nach den ersten 50 Peitschenhieben ausgesetzt wurde.
Badawis Frau floh nach der Festnahme ihres Mannes nach Kanada. Dort lebt sie, mittlerweile als kanadische Staatsangehörige, mit ihren drei Kindern. Von dort kämpfte sie für die Freilassung ihres Mannes.
Wirklich frei ist Badawi noch immer nicht. Er hat ein zehnjähriges Ausreiseverbot bekommen. Nur im Falle einer Begnadigung durch den König könne Badawi früher Saudi-Arabien verlassen. Das bestätigte die Nachrichtenagentur AFP.
Die Provinz Québec, wo Badawis Frau lebt, hat ihn auf eine Prioritätenliste für Einwanderer aus humanitären Gründen gesetzt.
Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff kommentiert die Freilassung Raif Badawis wie folgt:
„Wir freuen uns sehr, dass Raif Badawi endlich frei ist. Zehn Jahre saß er aufgrund fragwürdiger Anklagepunkte im Gefängnis. Und das nur, weil er sich für Frauenrechte und für eine Trennung von Staat und Religion ausgesprochen hat. Seine Freilassung ist ein wichtiger Schritt und macht Hoffnung. Doch noch immer sitzen zahlreiche Buch- und Medienschaffende in Saudi-Arabien und an anderen Orten allein deswegen in Haft, weil sie von ihrem Menschenrecht der Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht haben. Auch Raif Badawi darf noch nicht zu seiner Familie nach Kanada ausreisen, laut Urteil muss er zehn weitere Jahre im Land bleiben. Wir fordern mit Nachdruck nicht nur die sofortige Aufhebung des Ausreiseverbots für Raif Badawi, sondern auch die Freilassung aller inhaftierten Buch- und Medienschaffenden weltweit!“
