Ein zweiter Einblick: Am Donnerstagabend lud literaTurm mit dem verheißungsvollen Titel "Das schöne Schreiben" in die erste Etage des TaunusTurms am Willy-Brandt-Platz ein. Der kleine Raum ist voll, Menschen setzen sich vor die Bühne auf den Boden, um dem Gespräch zwischen den Schriftstellerinnen Zsuzsa Bánk und Marica Bodrožić zuzuhören. Programmleiterin Sonja Vandenrath gibt eine kleine Einführung, in der sie den Abend als „Glutkern“ des Festivals beschreibt. Mit Judith von Sternburg, Feuilleton-Redakteurin der "Frankfurter Rundschau" und Moderatorin des Abends, steigen die Autorinnen direkt in ein Gespräch ein, das das Motto des Festivals als roten Faden deutlich erkennen lässt: Es geht um schöne Handschriften und den persönlichen Bezug der Autorinnen zu ihrer eigenen Schrift. Sie schreiben mit Füller, ziehen Tinte routiniert auf, dicke, weiße Stapel Papier sind Teil des alltäglichen modus operandi. "Ob meine Handschrift nun schön ist, weiß ich nicht", sagt Bánk, "aber es ist wirklich meine". Das Publikum lacht, und das nicht zum letzten Mal. Es ist ein Abend der, trotz der Wirkmächtigkeit der vorgelesenen Texte, leicht ist. Die Autorinnen sprechen vom "starken Mut zum Ernst", der ihre Texte vereint, dem Wunsch nach einem ästhetischen Wert ihrer Werke, einer Melodie, Rhythmus und Musikalität, einer Eleganz, einem "Zurückschauen und Sich-nicht-schämen-müssen" für das, was man vor Jahren geschrieben hat – einer Gültigkeit, die die Zeit überdauert.
Es geht um die "unbedingte Suche nach Schönheit, aber auch den langen Weg dahin". Das lange Feilen an Sätzen, das bei der Arbeit an den opulenten und doch eleganten Texten der Autorinnen an der Tagesordnung steht, wird so bildlich wie das Häkeln beschrieben: Masche dazu, Wort dazu – Masche weg, Wort weg. Als von Sternburg fragt, ob es schön sei zu schreiben, antwortet Bánk: "Es ist halt das Einzige, was ich kann", und erzählt von einer distinguierten Art von Glück, die nur beim Schreiben erzeugt werde, und von einer Leere, die mit nichts anderem zu füllen sei. Bodrožić fügt hinzu, dass dieses Glück, das nicht austauschbar sei mit etwas Anderem, definitiv keine Alltäglichkeit sei, jedoch bei der Vollendung eines Werkes immer wieder auftrete. Am Ende rät von Sternburg, ein signiertes Exemplar eines der Bücher der Autorinnen beim Büchertisch zu erwerben – dann könne man auch direkt die Handschrift sehen. Kein schlechtes Verkaufsargument, denkt das Publikum und der wirklich anregende Abend findet – ganz im Sinne des Themas – ein schönes Ende.