Die traurige Nachricht kam nicht unerwartet, aber doch plötzlich und brutal: am Ostersamstagmittag ist Detlef Bluhm gestorben. Zehn Tage vorher hatten wir uns bei ihm getroffen und lange, bis in den späten Abend, miteinander geredet. Es war klar, dass es möglicherweise unser letztes Treffen war, jeder wusste das, jeder versuchte aber auch, sich davon nicht erdrücken zu lassen.
Detlef Bluhm war einer der angenehmsten Menschen, dem man in unserer, an angenehmen Menschen gar nicht mal so armen, Branche treffen konnte. Dieses Angenehme ging über Selbstverständlichkeiten wie Höflichkeit, Witz, Belesenheit, Neugierde, Risikofreude weit hinaus.
Er hatte ein einfaches, aber sehr intensives Verständnis von seinem Leben: Wenn du schon auf der Welt bist, solltest du dafür sorgen, dass die Welt das auch merkt und dass sie davon auch profitiert. Das betraf sein privates Leben, seine Großzügigkeit, seine anregende Geselligkeit, seine Zugewandtheit. Aber natürlich auch seine berufliche Arbeit, ob als Buchhändler, als Verlagsvertreter, als Vertriebsmensch, als Verleger, als Autor, als Geschäftsführer im Börsenverein, später auch als Fotograf (im Literaturhaus Berlin ist gerade seine Ausstellung "Nachts" zu sehen).
Immer versuchte er, aus dem alten Trott auszubrechen und alles in Bewegung zu setzen, um für mehr Aufmerksamkeit, mehr Erfolg, mehr Originalität der geliebten Bücherwelt zu sorgen. Und weil er nicht nur kreativ, sondern auch klug war, hat er schnell begriffen, dass gemeinsam mit anderen viel mehr zu schaffen ist als im heroischen, aber doch zermürbenden Einzelkämpfertum. Möglicherweise ist diese Erkenntnis aber auch seiner Lust auf Gesellschaft zu verdanken, seinem Spaß am Reden, Zuhören, am Philosophieren oder auch am Rumspinnen – alles war erlaubt außer Angeberei und Langeweile.
Die schon vielen Seiten und Interessen Detlefs, von denen Rainer Nitsche berichtet, möchte ich gerne noch um eine Facette ergänzen. Schon früh hat er sich für die Zukunft des Buches in Zeiten der Digitalisierung Gedanken gemacht - und viele Jahre hat er das Thema auf vielfältige Art und Weise begleitet und beleuchtet. Dass er mich als Online-Buchhändler vor bereits 20 Jahren in den Vorstand des Landesverbands Berlin-Brandenburg und später dann auch in die Gremien des Börsenvereins "schickte", war ungewöhnlich (und wohl nicht bei jedem stationären Buchhändler gerne gesehen).
Er organisierte verschiedene Kongresse und andere Formete zur Digitalisierung in Berlin (Homer 3.0, future!publish), kuratierte den Börsenblatt-Blog Bookbytes, hob einen Wettbewerb aus der Taufe (digivis) und gab den etwas melancholisch anmutenden Titel "Bücherdämmerung. Über die Zukunft der Buchkultur" heraus.
Die Social Media belebte er auf vielen Kanälen - und mit Kater Paul bloggte er sich in die Herzen vieler Katzenfreunde.
Ich bin ihm dankbar für viel neugierigen Austausch - er hat die Buchwelt und auf jeden Fall auch mich um viele, viele gute Gedanken und Ideen reicher gemacht.