Preis der Leipziger Buchmesse

Kritik wegen mangelnder Diversität

23. April 2021
Redaktion Börsenblatt

Ein Offener Brief kritisiert die Nominierungsliste des Preises der Leipziger Buchmesse: Auf ihr befänden sich "keine Schwarzen Autor:innen und Autor:innen of Colour".

Dass die Nominierten "hochverdiente Autor:innen und Übersetzer:innen" sind, bestreiten die 87 Unterzeichner vorwiegend aus akademischen Bereichen und 22 Autor*innen nicht: "Jede:r Einzelne wäre ein:e würdige:r Preisträger:in." Problematisch finden sie die Entscheidung der Jury, weil sich unter den Nominierten "keine Schwarzen Autor:innen und Autor:innen of Colour" befinden: "Dabei hätte es gerade in diesem Frühjahr genug Auswahl gegeben an Autor:innen, die bereits öffentliche Anerkennung und Auszeichnungen erhalten haben", so die Unterzeichner*innen in ihrem Brief.

Die Jury-Entscheidung nehmen die Doktorand*innen, Akademischen Oberrät*innen und Professor*innen zum Anlass, um über institutionelle Strukturen im deutschen Literaturbetrieb nachzudenken, "die Schwarze Schriftsteller:innen und Schriftsteller:innen of Colour ausschließt. Kulturelle Institutionen, die fast ausschließlich weiße Autor:innen auszeichnen, verhindern die Weiterentwicklung der vielfältigen Literatur- und Kulturszene in Deutschland. So verfestigt sich ein eindimensionales Konzept von Literatur und Kultur." Um dem gegenzusteuern, benennen sie einige Ansätze:

  • "Schwarze Autor:innen und Autor:innen of Colour brauchen mehr gezielte Stipendien und finanzielle Förderung.
  • Es sollte Positionen explizit für neue Juror:innen geben, die den Blick für neue, diverse Literatur weiten.
  • Verlage, Literaturagenturen und -häuser und Literaturinstitute müssen verschärft ihre Zugangsbarrieren analysieren und auf Chancengerechtigkeit achten.
  • Literatur von Schwarzen Menschen und People of Colour darf nicht nur durch das “Anderssein” ihrer Protagonist:innen wahrgenommen und damit klein gehalten werden - wie kann das gelingen?
  • Die Lektüre in unseren Bildungssystemen muss eine andere, eine reale Welt abbilden - nicht so wie jetzt, eine weiße, männliche cis-heteronormative. Nur so können Leser:innen, Autor:innen, Verlagsmitarbeiter:innen und Kritiker:innen heranwachsen, die die Welt so divers wahrnehmen, wie sie in Wirklichkeit ist."

Die Liste der Unterzeichner, merkt Felix Stephan in der "Süddeutschen Zeitung" an, habe wiederum ihre "eigenen Unwuchten": "Sie besteht gut zur Hälfte aus Germanisten, die an amerikanischen und englischen Universitäten tätig sind. Die italienische, französische, spanische, skandinavische Germanistik: nicht vertreten."