"Wie wollen wir leben?" (18)

"In Kreisläufen denken"

17. Februar 2021
Redaktion Börsenblatt

Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate ist die Frage "Wie wollen wir leben?" drängender denn je. Welche Denkanstöße dazu in Frühjahrsnovitäten zu finden sind, zeigen wir in einer Folge, die auch Anregung für einen Büchertisch sein kann. Die Antwort von Theresa Mai (Löwenzahn) beschäftigt sich mit autarkem Leben.

Die folgende Textpassage stammt aus Theresa Mais Buch "Wie wir leben könnten", der am 5. Mai im Löwenzahn Verlag erscheint.

"Die Probleme unserer Zeit sind komplex, ihnen zu entfliehen – gar nicht so leicht. Dennoch bin ich überzeugt: Wir schaffen einen gemeinsamen Weg aus dieser Zwickmühle. Vielleicht ist die Antwort sogar einfacher, als wir zunächst angenommen haben. Vielleicht müssen wir einfach anfangen, nach unseren eigenen Prinzipien zu handeln? […]

Wir haben uns zu Beginn unseres Weges auf die Suche nach Prinzipien gemacht, die uns bei unserem Vorhaben (der Gründung unseres Unternehmens Wohnwagon) und den täglichen Entscheidungen begleiten. Auf die Suche nach Leitlinien, die uns dabei helfen, die Welt in eine zukunftsfähigere Richtung zu lenken. So vielfältig die Probleme unserer Zeit sind, für die Lösung glauben wir daran, dass die Kraft in der Einfachheit liegt. Deshalb sind es nur vier. Vier Prinzipien, vier klare Werte, mit denen alles anders werden könnte: Autarkie und Kreislaufdenken, Arbeiten mit der Natur, Reduktion auf das Wesentliche und Gemeinschaft. […]

Wir sind sie mittlerweile gewohnt: die permanenten Energie-Raubzüge. Egal, ob es die Ressourcen der Erde oder die unseres eigenen Lebens betrifft. Unsere Lebensmittel werden mit Spritzmitteln und Dünger energieaufwändig hergestellt und über weite Strecken transportiert. Unsere Energieversorgung kommt immer noch zum größten Teil von fossilen Rohstoffen, die von großen Konzernen verbrannt werden. Ganz zu schweigen von unserer eigenen Lebensenergie: durch einen stressigen Berufsalltag, dem ständigen gesellschaftlichen Druck, dem wir unterlegen sind, sind wir nur marginal dazu im Stande, unser Leben selbst zu bestimmen. Was aber wäre, wenn wir das möglich machen? Wenn wir nicht mehr auf Kosten anderer, der Natur oder unseres eigenen Körpers leben könnten?

Ein erster Ansatz ist das Denken in Kreisläufen, in vernetzten Systemen, die zusammenhängen. Kreisläufe, die unabhängig sind, die Selbstbestimmung unterstützen und frei machen. Wie können wir die Ressourcen, die wir für unser Leben brauchen, autark und im Kreislauf bereitstellen? Autarkie betrifft, technisch betrachtet, die Versorgung mit Strom, Wärme und Wasser: Wie kann ich für den Wohnkomfort, den ich mir wünsche, selbst sorgen? Autarkie kann aber auch noch viel weitergedacht werden. Für uns bedeutet sie nicht völlige Isolation, sondern das Denken in Zusammenhängen, das Arbeiten mit den Ressourcen der Natur, die uns immer aufs Neue geschenkt werden. Wir erforschen und entdecken dabei immer neue Möglichkeiten und Wege für ein autarkes Leben."