Er hinterlässt eine große Lücke – als Mensch und als Psychiater, der wie nur wenige die psychiatrische Landschaft in Deutschland bis heute verändert hat. Und mehr noch, Klaus Dörner hat das Denken und die Haltung psychiatrisch tätiger Menschen nachhaltig beeinflusst: Zusammen mit Ursula Plog hat er mit dem Lehrbuch "Irren ist menschlich" eine humanistische, demokratische, eben zutiefst menschliche Psychiatrie entworfen. Eine, in der psychiatrisch Tätige lernen, sich selbst und das eigene Handeln durch die Augen des Anderen wahrzunehmen. Eine Psychiatrie auf Augenhöhe.
Klaus Dörner war nicht nur Theoretiker, seine unvergessenen Vorträge und zahleichen Bücher waren immer unmittelbar auf die Praxis bezogen, ob es um die Verwicklung deutscher Psychiater:innen in die Verbrechen der Nationalsozialisten ging, um gesellschaftliche Verantwortung, um (Versorgungs-)Politik oder um Wohn- und Lebensformen im Alter – sein Denken drehte sich ganz konkret um den menschlichen Umgang, um Achtung und Haltung. Der Appell: Psychiatrie "aus der Sicht der 'Schwächsten' denken."
Damit geriet er von Anfang an in die Schusslinie traditioneller, hierarchischer Strukturen und deren Vertreter*innen, doch "… wer über das Bestehende hinaus will, kann nicht mit Zustimmung rechnen, schon gar nicht von denen, die Ihr eigenes Profi-Profil bedroht sehen müssen."
Klaus Dörner ist sich bis zuletzt treu geblieben – und wenn es heute selbstverständlich ist (oder sein sollte), Angehörige, Peers und Selbsthilfe, Gemeindeorientierung und Hometreatment als unverzichtbare Elemente des Recoveryprozesses zu begreifen, so hat er einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.
"Der Mensch ist zudem sowohl geeignet als auch gezwungen, sich zu überschreiten, sich zu transzendieren – auf andere Menschen hin, auf die Zukunft hin, auf die Natur hin … " Klaus Dörner, 1993