Prozess gegen Tsitsi Dangarembga

Keine obszönen oder gewaltverherrlichenden Plakate

7. Juni 2022
Redaktion Börsenblatt

In dem Ende Mai begonnenen Prozess gegen Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga wurde am 6. Juni der letzte Zeuge vernommen. Seine Aussagen geben Einblick in die Arbeit der Polizei – und werfen Fragen auf.

Demnach scheint es geübte Praxis zu sein, auf Verdacht hin zu ermitteln. Der letzte Kronzeuge, der im Prozess am 6. Juni vor Gericht vernommen wurde, war einer der drei Beamten, die Dangarembga festgenommen hatten. Er bestätigte, dass Dangarembga und Julie Barnes aufgrund des Verdachts verhaftet worden seien, dass sie eine Straftat begehen könnten. Wie die Projektleiterin im Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Harare, Fungisai Sithole, als Prozessbeobachterin mitteilte, hat der Assistant Inspector angedeutet, dass es möglich sei, dass die beiden Frauen wegen einer Straftat verhaftet worden seien, die sie nicht begangen hätten – da Polizeibeamte auf Verdacht hin arbeiteten.

In Bezug auf das, was auf den Plakaten gestanden haben soll, habe der Zeuge eine verzerrte Erinnerung gehabt, sagte aber, es sei auf den Plakaten keinesfalls etwas obszön, beleidigend oder gewaltverherrlichend gewesen oder etwas, was zu einem Friedensbruch hätte führen können. Auch Dangarembgas Anwesenheit habe nicht zu Gewalt geführt; sie und Julie Barnes hätten zudem niemanden angesprochen. Der Zeuge bestätigte weiter, dass die Forderung nach einer besseren Gesellschaft oder nach Medienfreiheit nicht illegal sei.

Bislang konnte keiner der drei vernommenen Zeugen die Dangarembga vorgeworfenen Straftaten bestätigen. Die Verteidigung will nach Abschluss der Beweisaufnahme am 13. Juni einen Antrag auf Entlastung stellen. Ein Urteil wird für Ende Juni erwartet.