Neue Sommerfeldt-Trilogie: Interview mit Klaus-Peter Wolf

"Ich habe zweieinhalb Stunden signiert"

5. Juni 2023
von Matthias Glatthor

Klaus-Peter Wolf hat mit dem "Mörderischen Paar" ein neues Spin-off seiner Ostfriesenkrimis gestartet, und gleich Platz 1 in unseren Charts geholt. Zur Buchpremiere kamen rund 550 Fans. Warum fand diese in Dinslaken statt? Das unter anderem verrät der Autor im Interview zur neuen Trilogie – und auch, dass Sommerfeldt fürs TV verfilmt wird.

Klaus-Peter Wolf

Buchpremiere mit 550 Fans – wie war das? Warum gerade in Dinslaken?

Es war natürlich wundervoll! Ich habe zweieinhalb Stunden signiert, meine Frau Bettina Göschl hat, begleitet von ihrem Bassisten Heinz Edzards, den ersten Krimisong gespielt, die sie damals, als 'Ostfriesenblut' (der zweite Band der Ostfriesenkrimireihe) erschien, für die Premiere komponiert hat. Es war ein großes Fest der Literatur. Viele Fans kamen von weither in die Stadthalle angereist. Wie das meiste in der Erfolgsgeschichte wurde die Premiere von einem Fan organisiert, von Susanne Kaminski. Sie hat mich zum ersten Mal 2012 nach Dinslaken eingeladen, damals ins Art Inn Hotel, und wir waren ganz stolz, dass 50 Gäste kamen. Traditionell trete ich einmal im Jahr in Dinslaken auf und Susanne organisiert das. Die Bühnen sind immer größer geworden. Die Flüsterpropaganda der Fans ist alles, was mich trägt und weiterbringt.

In Ihrer neuen Trilogie "Mörderisches Paar" kommt Dr. Bernhard Sommerfeldt zurück – haben Sie sich hier dem Wunsch der Fans gebeugt?

Ja, in der Tat habe ich hunderte E-Mails bekommen, in denen die Fans forderten, es müsse mit Dr. Bernhard Sommerfeldt weitergehen. Er ist halt der beliebteste Serienkiller unseres Landes. Einige fragten, wann Teil 4 der ersten Trilogie erscheint. Das fand ich witzig. So bekommt er eine neue, eine zweite Trilogie.

Diesmal hat Sommerfeldt eine Partnerin? Welche Elemente bringt diese ein? Ist es ein neues Gesicht?

Frauke war in der Trilogie 'Rupert Undercover' die Miet-Ehefrau von Frederico Müller-Gonzáles. Die beiden haben sich aber richtig ineinander verliebt, was ziemlich schwierig wurde, denn Hauptkommissar Rupert spielte ja nur den Gangsterboss Frederico Müller-Gonzáles. Die Leserinnen und Leser mochten Frauke sehr. Sie ist eine starke Frau, die die Männer an der Nase durch den Ring führt, so gar nicht Opfer, sondern raffiniert und selbstbewusst. Sommerfeldt und Rupert konkurrieren um diese interessante Frau.

Bekommt Rupert eine größere Rolle in der Trilogie?

Rupert ist immer für einen Lacher gut und viele Fans lieben ihn als schrille Farbe innerhalb der Erzählung. Er konkurriert mit Sommerfeldt um Frauke. Das ist nicht ganz ungefährlich – für beide.

Cover

Was macht den Unterschied: Wird "Ein mörderisches Paar" blutiger als die Krimis mit Ann Kathrin Klaasen?

Keineswegs. Es ist bei mir ja alles mit einem Augenzwinkern erzählt. Eine Mischung aus Gesellschaftssatire und Kriminalroman. Ich glaube, dass der Roman viele Menschen berühren wird, weil wir doch alle in uns die Sehnsucht haben, unserem Partner oder unserer Partnerin gegenüber ganz wir selbst sein zu können. Dies leben Frauke und Sommerfeldt aus. Sie, die ehemalige Edelprostituierte, kann bei ihm ganz wahrhaftig sie selbst sein, muss sich für nichts schämen und auch nichts zurückhalten. Er, der Serienkiller, kann zu seinen Taten stehen, ohne von ihr verurteilt zu werden. Sie respektiert und liebt ihn trotz alledem.

Wer wird denn dem Serienkiller Sommerfeldt, dem "mörderischen Paar", zum Opfer fallen?

Natürlich ein böser Bube. Sommerfeldt tötet niemals Frauen, sondern er empfindet seine Tat als Reinigung der Welt, Verschönerung der Stadt, Verbesserung der Lebensqualität. Hier geht es um Leute, die auf Schulhöfen Drogen an Kinder verkaufen.

Welche Themen können Sie in dieser neuen Reihe besser unterbringen, als in den Ostfriesenkrimis mit Klaasen?

Kunst ist kein Was, sondern ein Wie. Ich kann selbstverständlich in den Ostfriesenkrimis alle gesellschaftlichen Themen – die mir wichtig sind – erzählen und genau das tue ich auch. In den Spin-off-Reihen wie 'Rupert Undercover', der 'Sommerfeldt-Trilogie' oder jetzt im 'Mörderischen Paar' schlage ich lediglich einen anderen Ton an, weil veränderte Hauptfiguren die Sicht auf die Welt verändern und folglich andere Geschichten generieren.

Werden auch weitere Charaktere aus den "Klaasen"-Krimis in der neuen Trilogie auftauchen?

Selbstverständlich. Ich erzähle meine ostfriesische Welt. Die ist ohne Ann Kathrin Klaasen, Weller und Rupert gar nicht denkbar. Auch meine real existierenden Freunde spielen wieder mit. Der Konditormeister Jörg Tapper und seine Frau Monika sowie der Maurermeister Peter Grendel und seine Frau Rita und der Journalist Holger Bloem und seine Frau Angela sind wieder mit von der Partie.

Möchten Sie nicht einmal Urlaub von Klaasen machen? Ist Ihre innere Ann Kathrin Klaasen nicht sauer, wenn Sie andere Figuren in den Mittelpunkt stellen?

Richtige Künstler machen nie Urlaub. Ich lebe mit meinen Figuren und ja, ich streite auch mit ihnen, bzw. sie mit mir. Natürlich verlangen sie von mir, dass ich ihnen noch mehr Aufmerksamkeit schenken soll und dass ich sie aus schlimmen Situationen, in die ich sie hineinmanövriert habe, befreien soll. Manchmal ist das gar nicht so einfach für mich. Neulich traf ich die Schauspielerin Picco von Groote, die Ann Kathrin Klaasen spielt und Marie Schöneburg, die Kommissarin Marion Wolters spielt, nach Dreharbeiten beim Griechen. Ich wollte den beiden eigentlich meinen Roman 'Ostfriesengier' schenken, doch im letzten Moment zuckte ich zurück, weil ich den zweien im Roman so übel mitspiele. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, mich bei ihnen entschuldigen zu müssen. So geht es mir mit meinen literarischen Figuren auch immer wieder.

Wie haben Ihre Leserinnen und Leser auf die neue Trilogie reagiert?

Ich habe auf einer Tournee abends davon erzählt, dass Dr. Bernhard Sommerfeldt eine neue Trilogie bekommt. Das wurde mit Kreischen und Beifall aufgenommen. Im nächsten Jahr sollen die ersten zwei Sommerfeldt-Romane übrigens verfilmt werden. Bei einer ersten Signierstunde waren ganz viele Paare da, die sich lachend bei mir als 'Wir sind ein mörderisches Paar' vorstellten.

Haben Sie das Ende schon im Kopf?

Da es sich um eine Trilogie handelt, werden es vermutlich drei Bücher werden. Aber ob danach Schluss ist, kann ich nicht versprechen. Ich habe ein Ende im Kopf, aber meine Figuren sind viel zu stark, um sich von mir ein Ende diktieren zu lassen. So ist das Schreiben auch für mich ein Abenteuer mit unsicherem Ausgang.

Könnten Sie sich vorstellen, einmal einen Krimi in einer anderen Region anzusiedeln – welche könnte das sein?

Immer wieder gibt es Ausflüge zu anderen Orten, nach Gelsenkirchen, Bamberg, Köln, Frankfurt, Dinslaken. Die Inseln spielen ebenfalls eine große Rolle. Aber meist beginnen und enden meine Romane in Ostfriesland. Das plane ich nicht zu verändern, auch wenn zum Beispiel in 'Rupert Undercover' gut ein Drittel des Romans in Köln im Savoy-Hotel spielt.

Wo können Ihre Fans Sie und Ihre Frau demnächst live erleben?

Die nächsten literarisch-musikalischen Krimiabende werden in Saarbrücken, Dillingen, Cloppenburg, Edewecht, Norddeich, Schillig und Wangerooge stattfinden, aber auch in Luckau, Neuenhagen und Berlin und vielen anderen Orten werde ich auftreten. Alle Termine findet man auf meiner Homepage www.klauspeterwolf.de, dort unter 'Termine'.