Lesetipp

"Ich bin ein wenig schockiert, dass es so etwas gibt"

28. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Was ist ein Rosinenschrumpler? Nach 70 Jahren bedürfen Bücher von Astrid Lindgren einer sprachlichen Überarbeitung, findet ihre Enkelin Annika Lindgren und knöpft sich immer wieder einen Klassiker vor.

Die Sprache verändere sich nun mal in 70 Jahren,  viele Wörter benutze man heute nicht mehr. "Kinder werden die Geschichten, wie meine Großmutter sie schrieb, also nicht mehr verstehen können", sagt Annika Lindgren im Gespräch mit "Zeit"-Redakteurin Katrin Hörnlein und nennt als Beispiele veraltete Ausdrücke und Redewendungen in "Meisterdetektiv Kalle Blomquist". "Zum Beispiel der schwedische Ausdruck russinskrynklare. Wörtlich übersetzt bedeutet es so etwas wie Rosinenschrumpler. So nannte man damals Menschen, die in einem Krämerladen arbeiteten. Kein Kind würde das heute noch verstehen – und auch viele Erwachsene nicht."

Die Enkelin ist Miteigentümerin an der Astrid Lindgren Company, die über das Erbe der schwedischen Klassikerin wacht. Sie probiert aus, wie es einen Text verändert, wenn sie Wörter streicht oder durch moderne ersetzt; dann geht sie zu Astrid Lindgrens Tochter Karin, die weiter entscheiden muss. In dem lesenswerten Interview in der "Zeit" geht Annika Lindgren auf Veränderungen ein, die politisch-moralisch bedingt sind und dass sie Lindgrens Werk nicht von Sensitivity-Readern prüfen lassen würde: "Ich habe noch nie von Sensitivity-Readern gehört ... Ich bin ein wenig schockiert, dass es so etwas gibt."

Katrin Hörnleins Interview mit Annika Lindgren ist hier nachzulesen.