Gute Stimmung – wenig Publikum
Drei Wochen Programm mit 100 Autorinnen und Autoren: Das 13. Literaturfest München endete am Sonntagabend. Die Bilanz zeigt: Trotz guter Stimmung ist das Vor-Corona-Niveau lange nicht erreicht.
Drei Wochen Programm mit 100 Autorinnen und Autoren: Das 13. Literaturfest München endete am Sonntagabend. Die Bilanz zeigt: Trotz guter Stimmung ist das Vor-Corona-Niveau lange nicht erreicht.
Zentrale Spielstätte war das Literaturhaus München, wo auch die große Buchausstellung der 63. Münchner Bücherschau zu sehen war. Zur Ausstellung sowie zum Veranstaltungsprogramm der Bücherschau, zum Festprogramm des Literaturhauses mit dem Markt der unabhängigen Verlage „Andere Bücher“ und der „Münchner Schiene“, zu dem von Tanja Maljartschuk kuratierten „Forum“ sowie zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises kamen insgesamt rund 40.000 Besucher:innen. Das ist so viel wie im Vorjahr - als die Bücherschau auch stark ins Digitale ausweichen musste. Vergleich: Im Jahr 2015 konnte die Bücherschau noch 150.000 Menschen anziehen.
Kulturreferent Anton Biebl hebt indes die Qualität des Festivals hervor: „Viele intensive Momente werden von diesen drei Wochen in Erinnerung bleiben. Die aufrüttelnden Auftritte des Geschwister-Scholl-Preisträgers Andrej Kurkow, der mitreißende Abend mit Serhij Zhadan, der in Singen und Tanzen im Ampere mündete, und etliche mehr. Gemeinsam haben sie ein wichtiges Zeichen gesetzt – dafür, dass sich die Literatur auch und gerade in krisenhaften Zeiten behauptet; dass sie wieder ein großes Publikum anlocken und begeistern kann, wenn man ihm ein kraftvolles, zeitgemäßes Programm zutraut; und dass München auch eine quirlig-lebendige Independent-Szene hat, die sich neue Wege bahnt. Selten hat ein Literaturfest so viel Mut gemacht.“
Im Zentrum des diesjährigen „Forum“ unter dem Motto „frei sein – Mitteleuropa neu erzählen“ stand die Frage, wie die aktuelle Zeit des Krieges zu fassen sei und ob sich Europa durch diese Krise neu definieren kann.
Erstmals in Deutschland traten beim „Forum“ die Schriftsteller Artem Chapeye und Artem Tschech auf. Beide kämpfen derzeit im Krieg als Soldaten. Im Literaturhaus München erstaunten sie das Publikum damit, dass sie sich trotz ihrer Erfahrung extremer Einsätze Zuversicht, auch Humor bewahrt haben. Die Geografie der Ukraine sei ihnen jetzt vertrauter denn je – „in fünf Monaten kannst du dein Land auswendig lernen“, so Artem Tschech.
Rund 30 unabhängige Verlage präsentierten ihr Programm beim Markt „Andere Bücher“ am 26. und 27.11. Über 1.500 Besucher:innen kamen und entdeckten neue Prosa, Pop und Poesie, illustrierte Bücher und Graphic Novels, Kinderbücher, druckgrafische Werke und buchkünstlerische Editionen.
In der letzten Woche navigierte die „Münchner Schiene“ durch die Literaturszene der Landeshauptstadt, gestaltet von dem Autor und Musiker Benedikt Feiten in Zusammenarbeit mit Katrin Lange und Annegret Liepold vom Literaturhaus. Das Programm umfasste viele Kunstsparten und ließ Prosa, Lyrik, Drama, Poetry Slam und Comic auf Gesang, elektronische Klänge, Rap und Tanz treffen: Allein zum „Open Mic“ gab es über 50 Anmeldungen.
Die 63. Münchner Bücherschau stellte über 10.000 Neuerscheinungen aus, begleitet durch ein genreübergreifendes Rahmenprogramm für Erwachsene, Schulklassen und Familien
Klaus Füreder, Vorsitzender des Landesverbands Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, resümiert: „Die diesjährige Bücherschau hat eines ganz klar gezeigt: München liest – und das über alle Altersgruppen hinweg! Besonders erfreulich war der große Zuspruch beim Kinder- und Familienprogramm. Wenn sich schon die Kleinsten so fürs Lesen begeistern, müssen wir uns um das Buch auch in Zukunft keine Sorgen machen.“
Noch bis zum 6. Januar 2023 kann die diesjährige Buchausstellung unter https://mbs.medientage-digital.de/ digital besucht werden.