Seine Dankesrede richtet David Van Reybrouck an die Namensgeber des Preises Sophie und Hans Scholl. Er spannt einen Bogen von dem Widerstand der Geschwister und dessen Mitstreitern der Weißen Rose zu den rund 800 Indonesiern, die zu dieser Zeit in den Niederlanden lebten und zu großen Teilen in den Untergrund gingen, um gegen den Faschismus zu kämpfen. „Hans und Sophie, Imperialismus und Kolonialismus gibt es heutzutage leider noch immer. Die Gewalt, die Menschen sich gegenseitig antun, wurde nicht für alle Zeit unschädlich gemacht, wie ihr gehofft habt, sondern flackert dann und wann auf mit einer Wucht und einer Rücksichtslosigkeit, die erschüttern. ‘Nur Frieden’ darf kein frommer Wunsch bleiben.“
Im zweiten Teil seiner Rede benennt David Van Reybrouck den Klimawandel als eine aktuelle Form des Kolonialismus: „Wir machen einen Fehler, wenn wir die koloniale Weltkarte kennen, aber nicht sehen, wie sehr sie sich fortsetzt in die klimatologische Weltkarte von heute. Wir machen einen Fehler, wenn wir nicht wahrnehmen, wie sehr die für die Erderwärmung verantwortlichsten und die meist verletzbaren Länder mit den ehemaligen Kolonialmächten und den kolonisierten Gebieten übereinstimmen. Die Art, wie wir heutzutage den Süden, die Zukunft und das ganze Earth System kolonisieren dadurch, dass wir planetarische Grenzen rücksichtlos überschreiten, ist die größte Herausforderung unserer Zeit.“