Ehemann von Christa Wolf

Gerhard Wolf ist tot

7. Februar 2023
Redaktion Börsenblatt

Mit 94 Jahren ist der Schriftsteller, Essayist und Verleger Gerhard Wolf am 7. Februar 2023 in Berlin gestorben. Er war seit 1951 mit der Autorin Christa Wolf verheiratet.

Das DDR-Autorenpaar Christa und Gerhard Wolf bei der Uraufführung ihres Stücks "Till Eulenspiegel" am 04.03.1982 in Hannover (Ausschnitt, bearbeitet)

Das teilten die Aufbau Verlage mit. Der Schriftsteller und Essayist, Ehemann von Christa Wolf (1929–2011), sei seit den 1950er Jahren zugleich als Lektor und später als Verleger leidenschaftlicher Anreger und Förderer mehrerer Schriftsteller- und Künstlergenerationen gewesen. Neben Büchern wie "Beschreibung eines Zimmers" oder "Der arme Hölderlin" verfasste er umfangreiche Essays zu Literatur und Kunst. In den achtziger Jahren etablierte er im Aufbau Verlag die Edition "Außer der Reihe" für bis dahin in der DDR nicht gedruckte Autoren und gründete 1990 den Verlag Gerhard Wolf Janus press. Zuletzt erschien bei Aufbau "Herzenssache. Memorial – unvergessliche Begegnungen" (2020).

Wolf "gilt als bedeutender Mentor und Herausgeber unangepasster Autoren und Künstler der DDR", heißt es auf der Seite des Gerhard-Wolf-Archivs der Berliner Akademie der Künste. Wolf wurde 2019 Ehrenmitglied der Akademie der Künste.

Bereits seit 2002 war Gerhard Wolf Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Künste. 1974 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis und 1994 die Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille der Stadt Berlin (zusammen mit Christa Wolf).

"Gerhard Wolf war ein Helfer im Hintergrund"

In einer Mitteilung vom 9. Februar trauert die Berliner Akademie der Künste um ihr Ehrenmitglied Gerhard Wolf (1928–2023). Das seit 2000 an der Akademie der Künste aufgebaute Gerhard-Wolf-Archiv birgt seinen und Christa Wolfs Nachlass und steht der Forschung zur Verfügung. 

Friedrich Dieckmann, Mitglied der Sektion Literatur, würdigt den Verstorbenen: "Gerhard Wolf war kein Mann des Rampenlichts; ein Helfer im Hintergrund, genügte er sich daran, Dinge und Verhältnisse vom Rand her zu beeinflussen. Das stimmte zu seiner Vorliebe für die Randständigen, die aus Neigung oder Veranlagung oder Übermacht allgemeinen Unverstands am Rand des Getriebes oder der Geschichte stehenden Kunstnaturen. (…) Sein letztes Lebensjahrzehnt war der Erschließung des umfangreichen Briefwerks von Christa Wolf gewidmet, es folgten zwei Bücher mit eigenen Texten. Der Band Im deutschen Dichtergarten war eine voluminöse Sammlung seiner Aufsätze zur deutschen Gegenwartslyrik, Herzenssache hieß 2020 ein Buch mit Texten über Begegnungen mit Weggefährten aller Art und Profession. Der Band ist ein Vermächtnis, das Gerhard Wolfs im Stillen wirkmächtige Persönlichkeit noch einmal im Licht einer Diskretion zeigt, die eine Form der Zuwendung ist. Sie gewann ihm die Herzen eines großen Kreises von Lesern, Freunden und Bewunderern."