Buchmesse-Gastland Slowenien

Drei Tricks

24. Oktober 2023
Redaktion Börsenblatt

"Der Sonntagabend auf der Buchmesse war einer der schönsten Abende in meinem Berufsleben": Ein Fazit von Miha Kovač, Kurator des Programms des Buchmesse-Gastland Sloweniens.

Miha Kovač

"Wir kamen mit der fast unmöglichen Aufgabe nach Frankfurt, für ein kleines und eher unbekanntes Land zu werben, indem wir die Poesie in den Mittelpunkt stellen (ein besonderer Wunsch von Juergen Boos!), die auf der Frankfurter Buchmesse nicht im Interesse der meisten Verleger liegt. Andererseits ist unsere einzige slowenische Pop-Buch-Ikone Slavoj Žižek, und so haben wir ein Programmpaket geschnürt, das wirklich gut funktioniert hat: Mit dem Manifest zum Lesen auf höherem Niveau haben wir betont, dass das Lesen komplexer und anspruchsvoller Texte unabhängig von KI und Bildschirmtechnologien eine entscheidende Aktivität für die kognitive Entwicklung bleibt. Da das Lesen auf höherem Niveau Poesie und Philosophie miteinander verbindet, hatten wir damit drei Programmsäulen, die sich gegenseitig unterstützten.

Der zweite Teil des Tricks war, dass unser Hauptziel auf der Frankfurter Buchmesse darin bestand, mit der globalen Verlagsgemeinschaft und dem deutschen Buchpublikum zu kommunizieren. Nicht alle Ehrengastländer haben dies auf so unkomplizierte Weise getan wie wir. Wir haben nur Autoren mit übersetzten Büchern nach Frankfurt am Main gebracht, überwiegend ins Deutsche. Darüber hinaus luden wir deutsche Literaturjournalisten, Blogger und Schriftsteller ein, um Veranstaltungen mit ihnen zu moderieren. Auf diese Weise haben wir unsere Autoren in der deutschen Buchlandschaft positioniert und sie für das deutsche Buchpublikum sichtbarer gemacht. Das Ergebnis war einfach großartig, wir hatten gut besuchte Veranstaltungen und ein tolles Medienecho.

Der dritte Trick war, dass wir das Ganze mit einem sehr kleinen Team, aber mit viel Frankfurter Buchmesse-Erfahrung gemacht haben: die vier führenden Teammitglieder hatten mehr als 70 Frankfurter Messen hinter sich. Dieses gemeinsame Wissen über die Frankfurter Buchmesse hat die Spannungen zwischen uns minimiert, da wir alle wussten, wohin wir gehen und wie wir dorthin gelangen. Infolgedessen hat alles gut funktioniert, und der Sonntagabend auf der Buchmesse war einer der schönsten Abende in meinem Berufsleben."