Disney lässt Comic-Geschichten verschwinden
Disney kämmt seine Comic-Backlist durch und streicht für aktuelle Ausgaben Geschichten und Elemente, die etwa rassistische Motive enthalten. Das berichtet die FAZ.
Disney kämmt seine Comic-Backlist durch und streicht für aktuelle Ausgaben Geschichten und Elemente, die etwa rassistische Motive enthalten. Das berichtet die FAZ.
"Verschwinden geht leise", schreibt Stefan Pannor in seinem Beitrag "Disney verbannt einen Comic nach dem anderen" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. So sei nur wenigen aufgefallen, dass in der zweiten Auflage von "Christmas in Duckburg", die der amerikanische Comicverlag Fantagraphics vor Weihnachten brachte, eine Geschichte fehlte. In einem Band aus der Gesamtausgabe des Zeichner-Legende Carl Barks. Kein Versehen: In der vorigen Woche machte der frühere, ebenso renommierte Disney-Zeichner Don Rosa die Mail eines Verlags (ohne dessen Namen) publik, laut der Disney alle alten Comicgeschichten mit seinen Figuren auf weitere Veröffentlichbarkeit hin durchkämme. In der Folge würden einige Geschichten, die nicht mit den Werten der Firma übereinstimmen, nicht länger veröffentlicht werden können. Darunter auch zwei Comics von Don Rosa: "The Richest Duck in the World" und "The Dream of a Lifetime". Beide Teil seines seit zwanzig Jahren weltweit erfolgreichen Zyklus "Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden".
Manche Textänderungen seien, so Pannor, banal. Aus dem Stamm der "Mau Maus" werden die "Duk Duks", aus "Aufständischen" werden "Banditen". Tiefgreifender seien im Vergleich dazu Eingriffe in die Grafik durch Fantagraphics: So wurde etwa krauses Haar von Afrikanern durch Stachelfrisuren ersetzt. Pannor führt weitere Beispiele an, und schließt, dass der Konzern ganze Figurenkomplexe unsichtbar machen will: "Statt sich der Tatsache zu stellen, dass man jahrzehntelang mit Rassismus Geld verdient hat, soll alles, was daran erinnern könnte, unter den Teppich gekehrt werden." Das betreffe Tausende Comics.
Update, 2. März: Auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtet darüber, etwa am 2. März im Artikel "Wird Entenhausen jetzt woke?". Darin heißt es in Bezug auf Egmont (der Verlag war 2021 selbst durch Glättungen der Entenhausen-Comics in die Kritik geraten, siehe unten), wo die deutschen Ausgaben erscheinen: "Der Egmont Verlag, der im Herbst mit der deutschsprachigen Veröffentlichung der Fantagraphics-Edition begonnen hat, will sich zu Veränderungen in Entenhausen nicht äußern und verweist auf die britische Filiale des Disney-Konzerns." Klar sei, so Martina Knoben in der SZ, dass die originalen Editionen für viele Sammler an Wert gewinnen, wenn neue auf den Markt kommen, die Geschichten nicht mehr enthalten. Wollte Don Rosa etwa die Nachfrage ankurbeln?, spekuliert Knoben.