Die Widerhaken des Gedichts
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geht in diesem Jahr an Maria Stepanova – eine Schriftstellerin, die für das andere, nicht-imperiale Russland steht.
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geht in diesem Jahr an Maria Stepanova – eine Schriftstellerin, die für das andere, nicht-imperiale Russland steht.
Dass der diesjährige »Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung« ausgerechnet einer russischsprachigen Schriftstellerin zugesprochen wurde, könnte Irritationen hervorrufen. Doch man sollte Maria Stepanova genau zuhören. Kürzlich sagte sie: »Das Gedicht steht schwankend am Rand eines Abgrunds, zwischen Hoffnung und Urteil, Hinrichtung und Rettung. Und ich, geboren in einem Land, das in der Zeitspanne meines Lebens mehrfach seine Grenzen, seine Bezeichnung, seine Straßen- und Städtenamen geändert hat, schweige ihm nach.«
In einer ersten Reaktion auf die Zuerkennung dieses renommierten Preises, der ein wichtiges Pendant zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels im Herbst ist, bezeichnete Maria Stepanova die russische Sprache als »ein Minenfeld«, vor allem in den aktuellen Zeiten. Hier wird eine Autorin ausgezeichnet, die exemplarisch für das andere Russland steht, für ein »nicht-imperiales Russland«, wie es in der Begründung der Jury heißt. Und vor allem wird damit auch ein Zeichen für die Dichtung selbst gesetzt: Die 1972 geborene Maria Stepanova gehört zu den gewichtigsten literarischen Stimmen überhaupt in der Gegenwart.
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