Deutsch-französischer Jugendliteraturpreis

Die Shortlist 2024 steht

7. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

2024 steht die Sachbuch-Sparte im Mittelpunkt: Die Jury hat je sechs deutsche und französische Titel mit großer thematischer wie künstlerischer Bandbreite für den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis nominiert.

Die nominierten Titel werden am 28. Juni um 17 Uhr in der Buchhandlung Librairie Internationale Kléber in Straßburg mit der Jury vorgestellt. Der luxemburgische Literaturvermittler Jérôme Jaminet präsentiert die Titel in einer Mischung aus Buchvorstellung und interaktivem Quiz auf Deutsch und Französisch. 

Anna Schindler, Katrin Dageför: "Stimmt das?", Edition Pastorplatz, ab 5

Staunen - und dann nachdenken

Begründung der Jury: Hier werden überraschende Behauptungen aufgestellt, z.B.: "Die Biene kann nicht lesen, aber rückwärts fliegen", "Die Zunge des Chamäleons ist doppelt so lang wie das Chamäleon selbst" oder "Ein Honigkuchenpferd kann weder galoppieren noch schwimmen und ist trotzdem immer gut gelaunt". Die kurzen Feststellungen werden großzügig illustriert; die Zeichnungen fügen den gewagten Aussagen weitere erstaunliche Aspekte hinzu und manchmal verbinden sie die Doppelseiten miteinander: So reicht die Zunge des Chamäleons bis zur Giraffe, die sich angeblich mit ihrer Zunge in der Nase bohren kann. Optisch und verbal entsteht so ein lustiges Verwirrspiel mit vielen sich ergänzenden Elementen, wobei Interesse fürs Lesen und Schreiben geweckt wird. "In Japan beginnen die Bücher hinten", heißt es in diesem Buch ganz zu Beginn auf der ersten Seite. Ob das stimmt? Insgesamt 42 Behauptungen bringen große und kleine Leser:innen ins Grübeln. Erst ganz zum Schluss finden sich die Lösungen: Ja, Bücher in Japan beginnen hinten; ja, Bienen können rückwärts fliegen; ja, die Zunge eines Chamäleons kann so lang sein und ja, die Giraffe kann mit der Zunge in der Nase bohren. Aber es gibt auch witzige Falschaussagen. Findet heraus, welche! Fest steht: Am Ende sind alle schlauer. So wird schon bei Bilderbuchkindern das Interesse für Sachwissen geweckt - die Neugierde ist eine gute Lehrmeisterin.

Anke Kuhl, Katharina von der Gathen: "Radieschen von unten", Klett Kinderbuch, ab 8

Wie Sterben geht

Begründung der Jury: Anke Kuhl lässt ein Skelett ein Baby umarmen: Gibt es ein eindrücklicheres Bild dafür, dass Leben und Tod zusammengehören? Was für Menschen vor 100 Jahren noch selbstverständlich war, haben später Generationen mehr und mehr mit Tabus belegt. Katharina van der Gathen und Anke Kuhl ermöglichen es Kindern mit diesem Buch, dass sie unverkrampft darüber reden können – denn die haben viele Fragen und sind neugierig: Haben Menschen Angst beim Sterben? Was passiert in einem Krematorium? Wie verabschiede ich mich von einem Toten? „Radieschen von unten“ gibt Einblicke in die Themenkreise Sterben, Beerdigen, Trauern und mit den Toten leben. Kinder werden ermutigt, zu blättern, zu stöbern; man liest das Buch nicht unbedingt in einem Rutsch. Denn es löst vielerlei Gesprächsanlässe aus und  - ganz wichtig – es lässt Gefühle zu. Es gibt einfühlsame Antworten und Einblicke, Bestattungsarten, Interviews mit Experten und und und – sogar Witze gehören dazu. Illustratorin Anke Kuhl greift die Bezüge auf, erweitert sie, visuallisiert, so dass auch das Schwere leicht rüberkommt.

Florian Kinast: "Die Toilette. Alles zum stillen Örtchen", Tessloff, ab 9

Wie geht man im Raumschiff aufs Klo?

Begründung der Jury: Ursprünglich ein Aprilscherz der Marketingabteilung des Verlags, hat das Echo darauf in Windeseile offenbart, dass alle neugierig sind: Das Thema fehlt bislang im Sachbuchmarkt. Die Sauberkeit in Schultoiletten ist Dauerthema, Redewendungen wie „ein Geschäft verrichten“ weisen auf römische Traditionen hin – und alle fragen sich, wie eigentlich eine Flugzeugtoilette funktioniert. All das behandelt das Buch, gibt einen Überblick vom Donnerbalken über das Patent auf die Klopapierrolle 1891 bis zum Smart-WC mit vorgeheizter Klobrille. Kleine Info-Kästen wie „Schon gewusst?“, „Unglaublich!“ oder Fun Facts lockern auf und portionieren das Wissen. Illustrationen, etwa wie Klärwerke funktionieren und Klärschlamm behandelt wird, ersetzen Textinformationen und öffnen den Blick: Die Toilettenfrage ist ein globales Problem. Spannend wird es, wenn Experten aus erster Hand berichten: So erklärt Astronaut Matthias Maurer, wie man im Weltraum auf Toilette geht.

Fabienne Meyer, Sibylle Wulff, Martina Leykam: "Wie rettet man Kunst?", Karl Rauch Verlag, ab 11

Der gestohlene Hugo wird gerettet

Begründung der Jury: Wenn Expert:innen schreiben, kann es für nicht mit dem Sachgebiet vertraute Leser:innen zur schweren Kost werden. Dass man Sachwissen aber ebenso kenntnisreich wie vergnüglich und unterhaltsam vermitteln kann, zeigen zwei Restauratorinnen, die ihr Fachgebiet par excellence beherrschen und dank einer Illustratorin so geschickt aufbrechen, dass es einfach nur spannend wird. Mit einer Rahmenhandlung, in der ein altes Gemälde mit dem Porträt eines Jungen namens Hugo gestohlen wird, werden die vielen Gefahren für ein Kunstwerk greifbar gemacht; anschließend kommentiert der Junge teils comicartig, wie er respektive sein Bild in vielen Einzelaktionen gerettet wird.

Klar strukturierte Doppelseiten (auch zum Ausklappen), raffiniert durchdachtes Layout, abwechslungsreiche Illustrationen sorgen für vielerlei Hinguck-Momente, das großflächige Format mit ausklappbaren Seiten sorgt für Übersichtlichkeit. Ursachen von Schäden wie Risse, Farbfraß, Bakterien, Abrieb etc., Materialkunde in a nutshell, Untersuchungsmethoden von Infrarot-Strahlen bis Microfading Testing – die unglaubliche Fülle von Informationen wird hier gut strukturiert und portioniert. Wer einmal hinter die Kulissen eines Museums blicken möchte: Hier kann er es tun und erfährt Wesentliches nicht nur über Gemälde, sondern auch über Plastiken, Zeichnungen usw. Man liest sich fest.

Sascha Mamczak, Martina Vogl, Katrin Stangl: "Überall Leben", Peter Hammer, ab 13

Perspektivwechsel: Alleshat mit allem zu tun

Begründung der Jury: Was haben der Gespensterblattgecko, das Darmbakterium, der Shitake, die Goldene Seidenspinne und der Küstenmammutbaum gemeinsam? Richtig, sie gehören zu den Lebewesen auf unserem Planeten Erde. Ihnen widmen Sascha Mamczak und Martina Vogl neben anderen Pflanzen, Pilzen und Tieren jeweils ein Kapitel in ihrem Buch. Kapitel, in denen sie uns die Fülle des Lebens vor Augen führen, seine Vielfalt und seine Dynamik. Sie regen die Leser zu einem Perspektivwechsel an, weg von der Fokussierung auf den Menschen. Sie holen die Lebewesen aus ihrer Nische, aus der Unsichtbarkeit oder aus dem über sie gefällten Vorurteil. Die von vielen Menschen verteufelten Haie beispielsweise sind eine Schlüsselart für maritime Ökosysteme. Denn ohne die Weißspitzriffhaie gäbe es viele bunten Korallenriffe nicht in der Form, wie wir sie kennen. Die beiden wollen faszinieren und klären über Zusammenhänge im großen ökologischen Netz auf, dabei kombinieren sie naturwissenschaftliche, philosophische und politische Aspekte. Ein rundherum beeindruckendes Buch, Sprache und Stil verleihen dem Inhalt eine emotionale Tiefe und vermitteln dadurch viel mehr als reines Wissen – wunderbar ergänzt durch die plakativen, mit Sonderfarbe gedruckten, doppelseitigen Illustrationen von Katrin Stangl.

Lucia Zamolo: "Und dann noch ... Wie Stress weniger stresst - fast ohne Toxic Tipps!", Bohem Press, ab 14

"Hab ich eigentlich das Licht ausgemacht?"

Begründung der Jury: Stress ist für das Jugendsachbuch ein eher ungewöhnliches Thema, das jedoch für Jugendliche und junge Erwachsene an Bedeutung merklich zunimmt. Zamolo schildert den Druck von außen, die Erwartungshaltungen nach dem Schul- und jedem folgenden Abschluss ("Und was machst du dann?") in einer Leistungsgesellschaft, den Druck, den man sich selbst macht, um etwas vorweisen zu können, Stressoren wie Lautstärke, Arbeitspensum, Zeitdruck, Konflikte. Die Typografie und durchgestrichene Wörter offenbaren Denkprozesse, ebenso die Handschrift, Sätze ziehen sich wie trudelnde Schleifen surrender Fliegen über die Seiten: Das Buch ist eine Mischung aus Tagebuch und Website-Optik, Hervorhebungen leiten das Auge des Betrachters durch die Seiten.

Letztlich entsteht ein neuer Buchtypus, der Genregrenzen sprengt: Es ist ein Sachbuch, es ein Ratgeber, es ist eine subjektiv erzählte Geschichte, die das komplexe Thema fassbar zu machen versucht. Zamolo ist nicht die allwissende Erzählerin, die ihr gesammeltes Wissen preisgibt, sondern sie nimmt die Leser:innen Schritt für Schritt mit, stellt Fragen und sucht Antworten. Dabei bemüht sie Stressforscher wie Richard Lazarus und Lennart Levi mit ihren Modellen zur Stressentstehung, Sprichwörter ("Und was mich nicht umbringt, macht mich härter"), erklärt, warum manche sich mehr gestresst fühlen als andere. Die unverkennbare Stärke des Buchs aber liegt darin, dass Lucia Zamolo Zusammenhänge niedrigschwellig und teils in infografikartigen Bildern visualisiert, so dass sich Leser:innen mit der erzählenden Ich-Figur leicht identifizieren können. Mit jeder Seite wird das Thema des Buchs zum Thema der Leser:innen.

Séraphine Menu, Marion Duval : "Chasseur de glace", La Partie, ab 5

Begründung der Jury: Séraphine Menu und Marion Duval haben mit "Chasseur de Glace" ein meisterhaftes Bilderbuch geschaffen, das dokumentarische Präzision mit poetischer Feinheit vereint. Darin begegnen wir Juri, der mit seinem Vater im Süden Sibiriens, am Ufer des Baikalsees lebt. Dieser älteste See der Welt, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt, wird von den beiden Künstlerinnen durch ihre faszinierende Fähigkeit zur Synthese in seiner außergewöhnlichen natürlichen Vielfalt dargestellt. Viele haben diese Gegend verlassen, aufgrund des schwierigen Lebens, des rauen Klimas und der knappen Arbeitsmöglichkeiten. Juri jedoch will dort bleiben, wo er geboren wurde, und träumt davon, wie sein Vater ein Eisjäger zu werden. Sein größter Wunsch ist es, dass das Mädchen mit den Grübchen, seine Nachbarin aus dem Volk der Burjaten, seine Gefährtin wird. Das Buch besticht durch die Art und Weise, wie es sinnliches und wissenschaftliches Wissen miteinander verwebt: Es trennt nicht zwischen Erzählung und Dokumentation. Die üppige Natur ist zugleich Kultur; Mensch und Tier sind einander ähnlich. Getragen von Text und Illustrationen sind Traurigkeit und Glück, Leben und Tod in feinem Gespinst miteinander verbunden. Wenn man die Buchdeckel schließt, bleiben Juri und der Baikalsee in uns zurück, wie liebe Freunde, die uns Hoffnung schenken und den Wunsch nähren, weiterzuwachsen und zu lernen.

Marie Leclercq, Fanny Ducassé : "Clara Schumann", Didier Jeunesse, ab 5

Begründung der Jury: Die Realität kann manchmal romanhafter sein als jede Fiktion! Das Leben und Schaffen von Clara Schumann war erfüllt von Freude und Leid, glanzvollen Konzerten in Deutschland und im restlichen Europa des 19. Jahrhunderts, von wundervollen, jedoch allzu unbekannten Kompositionen und außergewöhnlichen Begegnungen... Ihr Dasein als Wunderkind, Geliebte, Künstlerin, Ehefrau, hingebungsvolle und lebensfrohe Mutter, Schöpferin, Interpretin und gütige Lehrerin erzählt dieses Buch mit einer Frische, Poesie und Leichtigkeit, die sich auch in den Illustrationen und den vor diesem Hintergrund sorgfältig ausgewählten Musikstücken widerspiegeln. Ein prächtiges, rhythmisch gestaltetes Bilderbuch, das dem außergewöhnlichen Schicksal dieser Frau gerecht wird, die ihr Leben stets im Spannungsfeld zwischen Schatten und Licht führte, immer geleitet von der Liebe zu ihren Nächsten, dem Drang zu erschaffen, zu interpretieren und zu lehren. Zum immer wieder Lesen, Anschauen und Anhören.

Chloé Guidoux, Claire Martha : "Quand l’art passe à table", Thierry Magnier, ab 6

Begründung der Jury: Beim ersten Öffnen von "Quand l’art passe à table" ist man zunächst vielleicht etwas verwirrt: Ist das ein Kochbuch? Oder nicht doch eher ein Kunstbuch? Tatsächlich ist es beides zugleich, denn die Stärke dieses großformatigen Bilderbuchs liegt genau in seiner Vielschichtigkeit. Auf den ersten Blick mag es wie ein klassisches Rezeptbuch erscheinen, das in die Kategorien Vorspeise, Hauptgericht, Dessert und Getränke gegliedert ist. In Wirklichkeit lebt das Werk jedoch von den faszinierenden Verbindungen zwischen Meisterwerken der Malerei und Kochrezepten, die auf Weiterdenken, Metaphorik und Assoziation beruhen. Formen, Farben und die zugrundeliegenden Geschichten finden eine Entsprechung in Geschmäckern und Düften, in einer ganz originellen synästhetischen Art und Weise. Ergänzt wird das Ganze durch vielfältiges dokumentarisches Material: Erläuterungen und Definitionen zu ästhetischen Epochen und künstlerischen Techniken, Anekdoten zu kulinarischen Traditionen und zur Erfindung neuer Speisen… Kunst zum Knabbern, Rezepte zum Staunen: "Quand l’art passe à table" ist ein Prachtband, der in jede Hand gehört, ob groß oder klein, ob Hobbyköch:innen oder junge Künstler:innen.

Philippe Nessmann, Jean Mallard : "Pas bête, les plantes!", Sarbacane, ab 7

Begründung der Jury: Aristoteles hat sie in seiner Klassifikation der Lebewesen ganz unten angesiedelt. Sie besitzen weder Augen noch Ohren. Auch einen Mund haben sie nicht. Und doch kommunizieren sie auf vielfältige Weise. Beweis gefällig? Es sind die Pflanzen, oft als stumm und unbeweglich missverstanden, die hier zu Erzählerinnen ihres eigenen Lebens avancieren. Ihr Gehör ist fein, ihre Abwehrmechanismen sind raffiniert und ihre Taktiken ausgefeilt. Eine erstaunliche Erzählung! Kannten Sie beispielsweise die Tanzpflanze? Oder die Mimose, die aus Angst ihre Blätter schließt? Oder die Liane, die zur besseren Tarnung die Blätter des Baumes nachahmt, den sie umschlingt? Philippe Nessmann, einst Wissenschaftler und heute Geschichtenerzähler, hat genau hingehört, um sie zu verstehen. Er hat seine Augen weit geöffnet, um sie zu beobachten, er hat sich in sie hineinversetzt, um sie besser zu verstehen. Und er hat ihnen seine Stimme geliehen, um uns ihre Geheimnisse zu offenbaren. Gebannt folgen wir ihm von einem Rekord zum nächsten, von einer bislang unbekannten Fähigkeit zur anderen – eine Entdeckung, die durch die lebendigen Illustrationen von Jean Mallard bereichert wird. Dieser haucht mit seinem poetischen und fließenden Strich diesen Heldinnen der Natur auf wunderbare Weise Leben ein. Der Ton ist einzigartig, der Humor passend, die Verführung garantiert. Die ganze Schönheit eines Märchens auf einem Fundament aus wissenschaftlichen Fakten.  Die Pflanzen hatten uns gewarnt: „Am Ende dieses Buches wirst du die Kastanienbäume auf der Straße, die Maisfelder auf dem Lande und die Zimmerpflanze im Wohnzimmer mit anderen Augen sehen. Wetten wir?“ Wette gewonnen!

Nicolas Teyssandier, Capucine: "Une année avec Sapiens", La ville brûle, ab 8

Begründung der Jury: Nicolas Teyssandier, Prähistoriker und Forscher am CNRS (Centre national de la recherche scientifique), entführt uns in das Paläolithikum, um den Alltag der Aurignacien-Menschen im Herzen der Dordogne zu erleben. Anstelle des herablassenden Terminus „Vereinfachung“ bevorzugen wir für dieses Werk die Bezeichnung „Verbreitung und Aufwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse“. Denn die Herausforderung, sich auf das Niveau junger Leserinnen und Leser einzustellen, meistert Nicolas Teyssandier hervorragend, indem er sich in einen Erzähler verwandelt, dessen Geschichte zwar erfunden ist, jedoch „nichts Unwahres“ enthält. Durch die Jahreszeiten, vom Frühling bis zum Winter, vermittelt dieses lebendig und präzise im Präsens geschriebene Sachbuch Wissen ganz ohne didaktische Schwere. Es fordert uns auf, grandiose Landschaften zu bestaunen und auf Farben sowie Lichter zu achten. Die Sinne leiten uns – der Geruch des Rauchs, die Wärme des Feuers, die Kälte, die uns in die Knochen kriecht, der Geschmack von Suppen und gegrilltem Fleisch, das Knacken behauener Steine und rituelle Gesänge. Durch diese sinnliche Erfahrung schafft der Erzähler eine Verbundenheit mit den Männern, Frauen und Kindern, die das Erlernen erleichtert, was durch das handliche Taschenbuchformat noch unterstützt wird. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor... der Morgen graut, vor 35.000 Jahren.

Didier Daeninckz, Pef: "Jean Moulin, les cent vies d’un héros", Rue du Monde, ab 8

Begründung der Jury: Zum 80. Todestag von Jean Moulin präsentieren Didier Daeninckx und PEF eine fesselnde, in der Ich-Form geschriebene Biografie jener ikonischen Figur des französischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Jean Moulin schildert sein Leben selbst und verleiht seiner Geschichte eine ganz menschliche Dimension. Er berichtet von seiner Kindheit an der Mittelmeerküste, seinen künstlerischen Ambitionen, seiner Begeisterung für die Errungenschaften der Luftfahrt und der Wissenschaft, dem Verlust seines Bruders und seinem tief verwurzelten Wunsch, dem Staat zu dienen. Indem er seine vielen Lebensstationen von Béziers bis zum Panthéon nachzeichnet, gewinnt die herausragende Persönlichkeit der Résistance an persönlicher und emotionaler Tiefe sowie an dramatischem Gewicht. Zudem wird das Buch durch historische Dokumente erweitert, die den didaktischen Gehalt bereichern: Archivfotos, ein Ausschnitt aus dem Aufruf vom 18. Juni, eine Kurzbiografie von Klaus Barbie und Liedtexte des Chant des partisans. In einer Zeit, in der die direkte Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg schwindet und Widerstandskämpfer:innen in anderen Ländern ihr Leben lassen müssen, erweist sich diese engagierte und erhellende Biografie, meisterhaft illustriert durch die ausdrucksstarken Bilder von Pef, als wichtiger denn je.

Die Jury des Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreises

  • Nicola Bardola
  • Germaine Goetzinger
  • Alfred Gukden
  • Stefan Hauck
  • Alexandra Rak
  • Britta Benert
  • Gilles Buscot
  • Géraldine Elschner
  • Isabelle Enderlein
  • Mathilde Lévêque