Marbach

Deutsches Literaturarchiv übernimmt Nachlass von Barbara Köhler

28. Juli 2022
Redaktion Börsenblatt

Vor anderthalb Jahren starb die Lyrikerin Barbara Köhler an schwerer Krankheit. Noch vor ihrem Tod übereignete sie ihr Archiv an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Nun beginnt die Erschließung ihres Nachlasses. 

„Ihre Experimentierfreude im Überschreiten sprachlicher Grenzen zeichnet ihr Werk aus, in ihrer künstlerischen Kompromisslosigkeit wurde sie zum Vorbild für die jüngere Generation“, so die Deutsche Schillergesellschaft in einer Pressemitteilung.

Zum literarischen Nachlass Barbara Köhlers gehört ihre Arbeitsbibliothek, seltene ostdeutsche Publikationen aus den 1980ern, ihre Tagebücher, Entwürfe zu allen Buchpublikationen und Übersetzungen, Materialien zu künstlerischen Kooperationen, Fotografien und Zeichnungen.

Sie führte zudem eine umfassende Korrespondenz, u.a. mit Heinz Ludwig Arnold, György Dalos, Róza Domašcyna, Oswald Egger, Adolf Endler, Elke Erb, Thomas Kling, Ute Langanky, Oskar Pastior, Yoko Tawada und Siegfried Unseld. Darüber hinaus gehört zu ihrem Nachlass ein umfangreicher digitaler Bestand, der auch unveröffentlichte und an entlegenen Orten publizierte Texte enthält.

Barbara Köhler wurde 1959 in Sachsen geboren und galt schon in ihrer Schulzeit als literarisch besonders begabt. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Textil-Facharbeiterin, Altenpflegerin und Beleuchterin am Theater, studierte ab 1985 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ und veröffentlichte erste Gedichte in Zeitschriften. Damals bewegte sie sich in der alternativen Kulturszene und wurde lange von der Staatssicherheit überwacht.

Mit dem Ende der DDR begann Köhlers Karriere als freie Schriftstellerin, unter anderem beim Suhrkamp Verlag. „Hier galt sie zusammen mit Thomas Kling, Marcel Beyer und Durs Grünbein als eine der wichtigsten Stimmen einer jungen Lyrik“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

1991 erschien ihr Debüt „Deutsches Roulette“ in der edition suhrkamp, 1995 ihr zweites Buch bei Suhrkamp (Blue Box).  

Später arbeitete sie immer wieder mit bildenden Künstler:innen zusammen und unterrichtete Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule in Köln. Für ihren Lyrik- und Fotoband „Istanbul, zusehends“ (Lilienfeld) wurde sie mit dem Peter-Huch-Preis geehrt.