Autor von "Der Schatten des Windes"

Carlos Ruiz Zafón ist tot

19. Juni 2020
Redaktion Börsenblatt

Der spanische Bestseller-Autor Carlos Ruiz Zafón ist am 19. Juni im Alter von 55 Jahren in seiner Wahlheimat Los Angeles gestorben. Der S. Fischer Verlag trauert um seinen Autor.

Mit seinen Weltbestsellern über den Friedhof der vergessenen Bücher habe Carlos Ruiz Zafón ganze Generationen zu Lesern gemacht, schreibt S. Fischer in einem Nachruf. Geboren wurd Zafón am 25. September 1964 in Barcelona.

Der Nachruf fährt fort: "Carlos Ruiz Zafóns großes Thema war, wie man das Grauen der Geschichte, der großen wie der kleinen, überlebt: Den Bürgerkrieg in Barcelona, die Verheerung einer unglücklichen Kindheit. Er fand sympathische Figuren, die diese Kämpfe überstanden. Die imaginierte Buchhandlung Sempere in Barcelona wurde zum Sammelpunkt dieser Helden: Hier fanden sie – wie Carlos Ruiz Zafóns Leser – Hoffnung und Mut – und den Eingang zu seiner größten Erfindung auf der Landkarte der Literatur: den Friedhof der vergessenen Bücher. Mit seinen Bestsellern wie 'Der Schatten des Windes' und 'Das Labyrinth der Lichter' schuf er eine Welt, Barcelona, die viele auf den Spuren seiner Bücher bereisten. 

Er liebte Bücher und alle, die für sie arbeiteten. Deutschland liebte er, hier hatte dank Michi Strausfelds Vermittlung seine internationale Karriere begonnen. Wenn seine Lesereisen Frankfurt kreuzten, wollte er alle im S. Fischer Verlag an einem Tisch sehen und jeden kennenlernen. Aber er hielt immer etwas verborgen, um alle zu überraschen: In München entdeckte er vor der Lesung hinter dem geschlossenen Bühnenvorhang einen Flügel. Er setzte sich und spielte im Dunkeln eine halbe Stunde bis zu Beginn der Veranstaltung für die hereinströmenden Gäste. Erst zum Beginn der Lesung lüftete sich das Geheimnis der improvisierten Filmmusik vor der dunklen Leinwand. Carlos Ruiz Zafón hatte viele solcher Talente und Pläne, die wir nur in Andeutungen kennenlernen durften.

Jetzt hat er seine Musik, seine Bücher, seine Geschichten mit sich genommen. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Frau MariCarmen. Unsere Dankbarkeit reist ihm hinter den Vorhang nach", schließt der Verlag.

Der hiesigen Buchbranche bleibt Zafón auch wegen seiner großzügigen Spendenaktion zum Welttag des Buches 2014 in Erinnerung. Er hatte die Erzählung "Der Fürst des Parnass" (Fischer Taschenbuch) veröffentlicht und auf sein Autorenhonorar zugunsten des Sozialwerks des Deutschen Buchhandels verzichtet. Nach drei Monaten hatte S. Fischer 90.000 Exemplare verkauft, was zu einer vom Verlag auf 30.000 Euro aufgerundeten Spende führte. Mit der Aktion wollte sich der Autor bei seinem deutschen Publikum bedanken (zur Mitteilung von 2014). Das Sozialwerk unterstützt unverschuldet in Not geratene Buchhändler*innen aller Sparten.