Büchner-Preisträger Jürgen Becker gestorben
Schriftsteller Jürgen Becker ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Als Dichter, Hörspielverfasser und Autor machte er sich einen Namen und wurde zu einer der wichtigsten Stimmen der Nachkriegszeit.
Schriftsteller Jürgen Becker ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Als Dichter, Hörspielverfasser und Autor machte er sich einen Namen und wurde zu einer der wichtigsten Stimmen der Nachkriegszeit.
Büchner-Preisträger Jürgen Becker ist tot. Wie sein Sohn, der Fotograf Boris Becker, mitteilte, starb er am 7. November in seinem Haus in Köln im Alter von 92 Jahren. Er zählte zu den bedeutendsten Lyrikern und Autoren der deutschen Nachkriegszeit, noch in diesem Jahr war sein neuer Gedichtband "Nachspielzeit" im Suhrkamp Verlag erschienen.
Becker, 1932 in Köln geboren, lebte während der Kriegs- und Nachkriegsjahre in Erfurt, bevor er 1950 nach Köln zurückkehrte. Nach einem abgebrochenen Studium wandte er sich der Literatur zu und arbeitete auch wechselnd als Werbeassistent und Journalist. Bekannt wurde Becker mit seinem Prosaband "Felder" im Jahr 1964, er prägte damit und mit weiteren Werken wie "Ränder" (1968) und "Umgebungen" (1970) die experimentelle Literatur der "Neuen Subjektivität".
Darüber hinaus beeinflusste Jürgen Becker als Hörspielautor das sogenannte "Neue Hörspiel", sein Stück "Häuser" (1969) wurde zum Klassiker. Von 1974 bis 1993 leitete er die Hörspielabteilung des Deutschlandfunks. "Jürgen Becker hat den Deutschlandfunk durch seine Hörspielarbeit nachhaltig geprägt. Als herausragender Akteur der deutschen Literaturlandschaft stand er für die enge Verbindung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum kulturellen Leben in Deutschland“, sagte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue in einer Mitteilung.
Für sein Werk wurde Becker vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Preis der Gruppe 47, dem Heinrich-Böll-Preis und dem Schiller-Ring. 2014 wurde ihm für seine Gedichte der Georg-Büchner-Preis verliehen. "In seinem über Jahrzehnte gewachsenen Werk hat er die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa beharrlich neu vermessen und verändert", begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung damals ihre Entscheidung. Beckers Gedichte lehrten, die Welt und unsere Sprache aufmerksamer wahrzunehmen.
Das letzte Original-Hörspiel von Jürgen Becker, "Erzählen wie es weitergeht", wurde Anfang 2024 von Regisseur Matthias Kapohl für den Deutschlandfunk umgesetzt. "Fünf Stimmen in augenblicklichen Situationen, und in jeder Situation spricht Erinnerung mit“, so hat es Jürgen Becker selbst beschrieben, "in jeder Situation wirkt Vergangenes auf eine Weise nach, dass ein Schatten auf die Selbstverständlichkeiten des Alltags fällt. Falls es denn Selbstverständlichkeiten sind. Auch dies nämlich machen die fünf Stimmen hörbar: ein stilles Unbehagen und die Verwunderung, dass der Alltag so weitergeht, wie er noch ist.“
Der Deutschlandfunk sendet Jürgen Beckers Hörspiel "Erzählen wie es weitergeht“ am 12. November um 20.10 Uhr. Online kann es hier abgerufen werden.