Lyriker, Übersetzer und Nachdichter

Andreas Koziol ist tot

19. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Nach kurzer schwerer Krankheit ist der Dichter Andreas Koziol mit 66 Jahren in Berlin gestorben, wie die "Berliner Zeitung" mitteilte. In der DDR hatte er Untergrundzeitschriften mit herausgegeben. 

Cover von Andreas Koziols "Vortrag"

Andreas Koziol wurde am 8. Januar 1957 im thüringischen Suhl geboren, studierte ab Ende der 70er Jahre Theologie in Berlin. Dort "landete und blieb er in den lyrischen Geflechten Prenzlauer Bergs", heißt es im Nachruf der "Berliner Zeitung" ("Andreas Koziol, Dichter des unangepassten Wortes, ist tot"). Bis 1990 war Koziol laut Wikipedia etwa Mitherausgeber der Untergrundzeitschriften "Ariadnefabrik" (1986–1990) und "Verwendung" (1988–1990).

Der Dichter Andreas Koziol habe sich im vereinten Deutschland daran gewöhnen müssen, dass sein Name meist in Aufzählungen fiel. Aber: "Er gehörte durchaus in eine Ehrenriege der Sprachkunst, mit Wolfgang Hilbig, Adolf Endler, Elke Erb, Jan Faktor, Frank-Wolf Matthies, Gabriele Stötzer und Gert Neumann: Autoren, die in der DDR ihre Öffentlichkeit nur in Wohnungslesungen oder inoffiziellen Künstlerzeitschriften fanden", so Cornelia Geißler in der "Berliner Zeitung". Die Außenwahrnehmung habe sie mit der Klammer "Prenzlauer Berg" verbunden. Eine erst bewunderte Dichterszene, die später wegen der zwei prominenten Stasi-Fälle Sascha Anderson und Rainer Schedlinski auch bemitleidet worden sei.

Mit Anderson und Schedlinski, sowie Henryk Gericke und Klaus Michael, gründete Koziol 1990 das Druckhaus Galrev, das bis 2016 bestand. Kurz zuvor war sein erstes Buch in einem großen Verlag erschienen: "Mehr über Rauten und Türme" (1990) in der von Gerhard Wolf bei Aufbau betreuten Edition "Außer der Reihe". Laut Wikipedia arbeitete Koziol beim Druckhaus Galrev bis 1992 mit.

Koziol schrieb 1999 seinen "Lebenslauf" als Poem, brachte als Übersetzer und Nachdichter Lyrik aus dem Russischen, Ungarischen und Englischen ins Deutsche. In Essays setzte er sich mit dem Wandel in der Gesellschaft und der Rolle der Künste auseinander.

2005 erhielt Koziol die Eugen Viehof-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung

Laut VLB sind noch etliche seiner Werke lieferbar: Vom Ludewig Verlag: "Vortrag. Staatsgeheimnis und Sprachgeheimnis. Zur Untergrunddichtung der späten DDR" (2010), "Schaum. Ein Pamphlet" (2017) und "7 Gedichte" (2004). Und von der Connewitzer Verlagsbuchhandlung: "Ein Buch der Schlafwandlungen" (1997).