Logistik

Lieferprobleme bei Bestsellern

7. Oktober 2022
Redaktion Börsenblatt

Der Handel ächzt unter Logistik-Problemen. Aktuell trifft das auch den Sachbuch-Spitzentitel „Die vierte Gewalt“ von S. Fischer. Auslieferungen und Barsortimente arbeiten unter Hochdruck – aber die Situation bleibt angespannt.

Das Debattenbuch „Die vierte Gewalt“ von Richard David Precht und Harald Welzer erfreut sich großer Nachfrage. Onlinehandel und Filialhandel machen gute Geschäfte, das Buch führt die Sachbuch-Bestsellerliste an. Teile des Buchhandels haben aber noch keine Exemplare erhalten. Der Grund: die Auslieferung des Titels stockt.

Personelle Engpässe machen dem Warenausgang der Holtzbrinck-Auslieferung HGV zu schaffen, heißt es: „Wir haben genügend Exemplare gedruckt und am Lager, auch die Fakturen sind nach Plan gelaufen“, versichert S. Fischer Pressesprecher Martin Spieles. „Wir sind selbst in höchstem Maße unglücklich über die Situation, die übrigens nicht nur die S. Fischer-Verlage betrifft, das wissen viele Buchhandlungen aus leidvoller Erfahrung. Die Logistikkrise in unserer Wirtschaft trifft auch Lieferketten der Buchbranche dramatisch.“ Verlag und Auslieferungen würden unter Hochdruck daran arbeiten, den Stau aufzulösen.

"Keiner wird bevorzugt"

„Die fehlenden Verfügbarkeit von wichtigen Novitäten betrifft leider auch unser eigenes Barsortiment“, bestätigt Zeitfracht-Sprecher Heinz Joachim Schöttes. Zeitfracht bevorzuge dabei keine Kunden, auch keine Filialisten, betont Schöttes mit Nachdruck: „Wir agieren völlig unabhängig von Größe und Namen.“ Dabei räumt er Probleme ein. Nicht alle Zustellungen würden nach Plan laufen. „Wir hatten auch Ausfälle in unserer Transportstruktur“, so Schöttes. Die Kund:innen habe man darüber in Kenntnis gesetzt. Das Problem werde durch ein ungeplant erhöhtes Transportvolumen verschärft. „Dadurch ist auch bei uns ein temporärer Rückstau entstanden, den wir sukzessive abarbeiten.“

Wir hatten Ausfälle in unserer Transportstruktur.

Heinz Joachim Schöttes, Zeitfracht

Die Regelabholung und Regelzufuhr sei in den vergangenen Wochen aber stabil gelaufen, so Schöttes. Gemeint sind damit die Zeitfracht-Transporte von und zu den Verlagsauslieferungen. „Wir haben das an die Kunden ausgeliefert, was uns übergeben wurde. Ob bei der Übergabe von den Auslieferungen immer die Novitätenpriorität und die ältesten Bestelldaten berücksichtigt wurden, entzieht sich unserer Kenntnis, da wir ja nicht wissen, was sich in den einzelnen Paketen befindet.“

Die Situation in der Buchbranche ist demnach nicht besser oder schlechter als im übrigen Handel. Eine Entspannung der Lage ist kaum zu erwarten. Fazit: Knappe Transportressourcen, mangelnde Transportverfügbarkeit und deutlich gestiegene Kosten bringen die Logistiker an die Grenzen des Machbaren. Und dann fehlen Bücher in der Wanne.