Das wird wohl wieder nichts mit Leipzig, zum dritten Mal in Folge. Seit Mitte letzter Woche, als bekannt wurde, dass die sächsische Staatsregierung den Weg für eine Frühjahrsbuchmesse politisch freigemacht hat, rollt die Welle der Absagen. Große, mittlere, kleine Aussteller – zahlreich ergreifen sie die Flucht. Viele hatten vermutlich bis zuletzt gehofft, die Politik mit ihrem strikten Vorsichtskurs werde den Verlagen die Entscheidung abnehmen. Das tat sie diesmal nicht.
Begründet wird nun das "Nein, danke" der Verlage in den meisten Fällen ähnlich: Man finde beim besten Willen kein Personal, das unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie bereit wäre, den Job in Leipzig zu machen. Zu hohe Inzidenzen, zu wacklige Modellierungen.
Man wird nicht ganz falsch liegen mit der Hinzufügung: zu lange schon in Heimarbeit. Die Wombats in ihren Remote-Wohnhöhlen lassen die Außenwelt freundlich grüßen. Das Wort von der "Wombatisierung" der Verlagsbranche macht ja bereits die Runde, es klingt allerdings lustiger als der soziale Sachverhalt, den es beschreibt.
Kurzer Einschub des Erstaunens: Die Immun-Niveaus der Buchbranchenmenschen differieren offenbar stark. Tagein, tagaus seit knapp zwei pandemischen Jahren sperren tausende Buchhändler:innen im Land ihre Läden auf, ohne 2G plus und ohne fein ausgetüftelte Hygienekonzepte wie "Safe Expo". Tagein, tagaus machen sich Verlagsvertreter derzeit auf die Reise zu Buchhandlungen, wenn nötig auch mit Sondergenehmigung ihrer Auftraggeber. Kaum ein Termin wird von den tapferen Bücherboten abgesagt. Offenbar haben diese Berufsgruppen ein robusteres Immunsystem als viele Mitarbeitende in den Verlagen – oder mehr zu verlieren.