Bücher für Männer

Knigges Geschenktipps

10. März 2021
von Nicola Bardola

Was schenkt man Männern – und müssen Geschenke immer hübsch verpackt werden? Experte Moritz Freiherr Knigge weiß, worauf es ankommt. Mehr zum Thema Schenken findet sich im Börsenblatt Heft 10.

Bücher gelten oft als Geschenk für Frauen. Welche Art von Buch eignet sich für Männer? 
Ich verschenke gern Bücher. Auch an Männer. Weil ich selbst gern lese. Weil ich mich selbst nicht daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal das Licht zum Schlafen ausgemacht habe, ohne vorher noch etwas zu lesen. Weil ich weiß, wie schön es ist, ein Buch geschenkt zu bekommen, bei dem sich der Schenkende etwas und an mich gedacht hat. Ich habe heute »Alle sind so ernst geworden« von Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre geschenkt bekommen, weil auch mir gerade Entspannung und Humor guttun. Anfang der Woche habe ich einem meiner ältesten Freunde »Gefangene der Zeit« von Christopher Clark geschenkt, weil uns beide die Zusammenhänge von Vergangenem und Gegenwärtigem immer wieder zu anregenden Gesprächen animieren. 
 
Was kann man beim Schenken falsch machen? 
Für Schenkende gilt das Motto: »Gut gemeint ist nicht gut gemacht, wenn du den Beschenkten aus dem Auge verlierst.« Für Beschenkte das Motto: »Gut gemeint ist gut gemacht.«

Welche Bücher schenkt man in welchen Altersstufen? 
In Altersstufen denke ich grundsätzlich nicht, bei Damen noch grundsätzlicher nicht. Für alle Geschenke gilt die schöne Weisheit Adolph Freiherr Knigges: »Interessiere dich für andere, wenn du willst, dass andere sich für dich interessieren sollen.« Oder die meines Freundes Patrick: »Wer gemocht werden will, weiß nicht, was andere mögen. Wer weiß, was andere mögen, wird gemocht.«
 

Für Schenkende gilt das Motto: »Gut gemeint ist nicht gut gemacht, wenn du den Beschenkten aus dem Auge verlierst.«

Moritz Freiherr Knigge

Typische Männergeschenke sind Bücher über Autos, Grilltechniken und Whisky, aber auch Krimis und Outdoor-Ratgeber. Werden damit Geschlechterklischees bedient? 
Wenn ich weiß, dass mich der Beschenkte auch nach dem 27. Adler-Olsen-Krimi nicht mit Verachtung straft, die Fleisch-Lektüre nicht im Grill verfeuert und genug Fantasie im Beschenkten steckt, noch einen Ironman zu laufen oder einen 8 000er zu besteigen, dann möge das Geschlechterklischee weiterleben. 
 
Wie lässt sich diese traditionell enge Bandbreite sinnvoll erweitern?
Die sinnvolle Erweiterung steckt beim Umgang mit Personen wie auch beim Beschenken von Personen im echten Interesse am Gegenüber als besonderem Menschen und in der kindlichen Freude am Schenken. Kürzlich habe ich einem Freund »Die potente Frau« von Svenja Flaßpöhler geschenkt. Er hatte sie in einer Talkshow gesehen und war begeistert. Übrigens mein erster Kauf in der Abteilung Feminismus. Hat sich gut angefühlt und war ein Volltreffer.

Wie sollte man Ihrer Empfehlung nach Bücher verschenken: in Geschenk­papier, mit Schleife oder …? 
Unverpackte Geschenke – ob Bücher oder Käsereibe – sind für mich wie nackte Menschen. Ich habe das dringende Bedürfnis, ihnen etwas überzuwerfen. Ein unverpacktes Geschenk wirkt auf mich noch unentschlossen, ob es wirklich den Besitzer wechseln will. Ein verpacktes Geschenk ist das Ergebnis einer Entscheidung: Ich gehöre hier nicht länger hin; ich werde mich verstecken, so lange bis mich jemand finden will. Es soll aber Männer und sogar Frauen geben, die das völlig anders sehen. Sie verpacken ungern Geschenke und halten eine Tüte als Sichtschutz für völlig ausreichend.
Wer braucht die Form, wenn der Inhalt stimmt? Oder wie man im Rheinland sagt: Jeder Jeck ist anders.