Statement zu Schulbuchauslieferungen in Rheinland-Pfalz

Hugendubel Fachinformationen übt Kritik am Schulbuchsystem

19. September 2023
Redaktion Börsenblatt

Nach Medienberichten über ausstehende Schulbuchlieferungen an Schulen in Rheinland-Pfalz meldet sich Hugendubel Fachinformationen (HFI) als Partner zu Wort. Eckart Schlapp, bei Hugendubel als Geschäftsführer für HFI verantwortlich, übt deutliche Kritik am rheinland-pfälzischen Schulbuchsystem.

"Seit 2010 ist Hugendubel Fachinformationen (HFI) zuverlässiger Partner bei der Verteilung von Schulbuchliteratur", heißt es in einer Pressemitteilung von Hugendubel. Aktuell würden in einigen Medienberichten die teilweise noch ausstehenden Verfügbarkeiten der Schulbücher an den Schulen diskutiert. "Einige der dort vermittelten kommunizierten Informationen entsprechen nicht den Tatsachen", so Hugendubel.

Weiter heißt es im Statement: Die Rheinland-Pfälzischen Schulen bestellen für das Jahr 23/24 insgesamt circa 50.000 neue Bücher zur Ausleihe. Die Bestellung geht an Buchhändler deutschlandweit, die per Ausschreibung hierfür den Zuschlag durch das Land Rheinland-Pfalz erhalten haben. HFI gehört nicht zu diesen Buchhandlungen, sondern erhielt den Zuschlag für die Ausschreibung zur Dienstleistung, die ausschließlich für die drei vorletzten Schritte der Schulbuchversorgung zuständig ist; darunter Inventarisierung, Packen und Auslieferung der Pakete an die Schulen. Der letzte Schritt zur Verteilung an die Schüler:innen obliegt den Schulen.

"Unsere Dienstleistung erfordert viel Kleinarbeit und Zeit", so Eckart Schlapp, in der Hugendubel-Geschäftsführung verantwortlich für HFI. "Wir haben aufgrund unserer langjährigen Erfahrung und des regelmäßig steigenden Volumens einen entsprechenden Betrag von 600.000 Euro netto für unsere Dienstleistung für das gesamte Schuljahr 23/24 aufgerufen. Zudem haben wir das Kultusministerium Rheinland-Pfalz auf die Problematik der Order-Ausschreibung an Buchhändler außerhalb Rheinland-Pfalz hingewiesen und in den Gesprächen potentielle Schwierigkeiten in dieser Lieferkette klar benannt."

Optional und vorsorglich gab es bei Abgabe des Angebots durch HFI die Überlegung, das steigende Volumen notfalls durch Mitarbeiter:innen bei Zeitarbeitsfirmen abzudecken. "Diese können wir aufgrund von Sprachbarrieren leider nicht abrufen, da die Schulbuchtitel ja gelesen und verstanden werden müssen. Alternativ konnten wir die Aufgaben dann mit Kolleg:innen aus eigenem Mitarbeiterstamm besetzen", sagt Eckart Schlapp.

Damit alle beschriebenen Schritte der Order, Lieferung, Sortierung und Verteilung rechtzeitig zu Schulbeginn erfolgen können, müssen die Bestellungen der Schulen in der letzten Schulwoche, spätestens in der ersten Ferienwoche erfolgen. In nächster Instanz müssen die erwähnten Buchhändler der Order-Ausschreibung die Bücher rechtzeitig in das Lager von HFI liefern. Die Order-Buchhändler müssen dafür sorgen, diese sortiert je Fachthema einzulagern. Hiernach kann dann HFI die Inventarisierung mit Packen der individuellen Bücherpakete für jeden einzelnen Schüler und deren Auslieferung an die Schulen vornehmen.

"Bestellen nun Schulen zu spät, wie dies in diesem Jahr bei einigen Schulen vorgekommen ist", so Schlapp weiter, "können die Buchhandlungen die Order nicht rechtzeitig bedienen. Zudem kam es vor, dass die beorderten Buchhandlungen, beispielsweise in Norddeutschland, entgegen der vertraglichen Vorgabe der Ausschreibungen lediglich volle Paletten ohne vorherige Sortierung vor unserem Lager abstellten, beispielsweise, weil sie die Logistik nur noch über Hinzunahme von Speditionen leisten konnten. Manche Orderbuchhandlung lieferte auch später aus, um Logistikkosten zu bündeln. Alle beschriebenen Fälle liefern den Stoff für die derzeitige Diskussion um die verspäteten Schulbücher. Denn last but not least: Wir erhielten die Bücher aufgrund der beschriebenen Fälle zu spät oder unsortiert, um die weitere Dienstleistung gemäß unserem Auftrag vorzunehmen.

Die Problematik der Schulbuchauslieferung sei ein wiederkehrendes Problem in Rheinland-Pfalz, so Schlapp. "Das System beweist sich in den vergangenen Jahren als aufwändig, komplex und kostenintensiv. Eine Ausgabe von Schulbuch-Gutscheinen oder auch die Einführung einer Lehrmittelfreiheit, wie sie in fast allen Bundesländern praktiziert wird, würde dies sehr vereinfachen. Die Hugendubel Fachinformationen werden im nächsten Jahr nicht für die Dienstleistung in Rheinland-Pfalz zur Verfügung stehen", fasst Schlapp zusammen.

Das von Eckart Schlapp erwähnte Lager, ein ehemaliges Impfzentrum in Mainz (früher Fachhochschule), wurde HFI vom Land Rheinland-Pfalz für die entsprechenden Dienstleistungen (Inventarisierung, Packen, Auslieferung an Schulen) zur Verfügung gestellt, so die Hugendubel-Pressestelle auf Anfrage.