Innenstadt-Entwicklung

Hanau will Kaufhof-Immobilie kaufen

5. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Stadt Hanau will Eigentümerin der Kaufhof-Immobilie in der Innenstadt werden. "Einen langen Leerstand können und werden wir an dieser Stelle nicht akzeptieren", sagte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.

Kaufhof in der Hanauer Innenstadt

Die Kaufhof-Filiale, die am 31. Januar 2024 geschlossen werden soll, ist mit 16.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche nach dem "Forum Hanau" die zweitgrößte Immobile in der Innenstadt. In den vergangenen Wochen hat ein Experten-Team unter Führung von Stadtentwickler Martin Bieberle den technischen Status des Gebäudes geprüft und festgestellt, dass die 1957 gebaute denkmalgeschützte Immobilie grundsätzlich sanierungsfähig ist. Statik und Brandschutz seien "in Ordnung", grundsätzlicher Sanierungsbedarf bestehe insbesondere unter energetischen Gesichtspunkten.

Die Fachgruppe kommt zu der Bewertung, dass die Immobilie am Marktplatz von ihrer Grundstruktur und offenen Gestaltung nach einer Sanierung Optionen für unterschiedlichste Nutzungen biete: von Büro bis Wohnen, Gastronomie bis Fitnessstudio, Gesundheitszentrum und anderen gewerbliche Nutzungen. Das Erdgeschoss soll, so die Empfehlung, auf jeden Fall für frequenzorientierte Nutzungen zur Verfügung stehen, etwa Handel. Das Untergeschoss mit seiner direkten Anbindung an die Tiefgarage "Am Markt" sei ebenfalls multifunktional nutzbar, von Club über weitere Kulturangebote bis hin zum Supermarkt. "Wir werden alles erwägen. Diese Immobilie kann alles", so Oberbürgermeister Kaminsky.

Zeitnaher Einzelverkauf

Die Stadt Hanau habe durch das Vorkaufsrecht und die Möglichkeiten des besonderen Städtebaurechts "grundsätzlich eine starke Position für ein Abwehrspiel. Niemand kann ohne unser Zutun kaufen oder die Immobilie mit von der Stadt nicht gewollten Nutzungen füllen", so der OB. Die Stadt möchte mit dem Eigentümer einen zeitnahen Einzelverkauf der Immobilie erreichen und dies zu einem Kaufpreis, der wirtschaftlich vertretbar ist. Den bisherigen Verhandlungsstand macht Kaminsky zuversichtlich, dass dies erreichbar ist. "Unser Ziel ist, die Immobilie zu erwerben und dann in einem strukturierten Verfahren mit privaten Partnern die Immobilie zu entwickeln. Sei es als Mieter und Nutzer oder als Mitinvestoren."

Leerstand zieht gesamtes Umfeld nach unten

Das Fachteam hatte sich in den vergangenen Wochen auch mit anderen Städten beschäftigt, insbesondere mit Standorten, die Kaufhäuser des Essener Galeria-Konzerns hatten oder noch haben. Die Entwicklungen in anderen Städten zeigten, dass Leerstand von Schlüsselimmobilien im Herzen der Stadt das gesamte Umfeld kaum mehr rückholbar nach unten ziehe. Das könne man auch in anderen Städten quer durch die Republik sehen: "In Bremen beispielsweise ist in vormals gut frequentierten innerstädtischen Einkaufspassagen erheblicher Leerstand zu beobachten. Auch der vor Jahren noch florierende Wochenmarkt nur noch ein Schatten seiner selbst", so Daniel Freimuth, operative Leitung der Hanau Marketing GmbH.

Die Gruppe setzte sich mit aktuellen Angeboten von privaten Anbietern auseinander, die in anderen Städten Immobilien des Galeria-Konzerns übernehmen oder übernehmen wollen. Dabei ist ihr kein Konzept aufgefallen, das nicht zu einem Ergebnis führt, dass das Problem auch langfristig löst. Studien, unter anderem des Bundeswirtschaftsministeriums, zeigten auf, dass ohne städtisches Zutun die Liegenschaften zehn Jahre und mehr leer standen oder minder genutzt wurden. Der Druck wachse so an, dass am Ende doch erworben werden müsse.