Einmal mehr steht das Goethe-Institut vor einer Neuausrichtung. Man könnte auch sagen, vor einer Restrukturierung: Denn um die Handlungsfähigkeit zu sichern und den Ausbau neuer Präsenzen zu ermöglichen, muss das überwiegend aus Bundesmitteln finanzierte Kultur- und Sprachinstitut
- mittelfristig 24 Millionen Euro jährlich einsparen, wie es auf seiner Website bekanntgibt. Dieser Betrag entspricht etwa einem Zehntel des Jahresbudgets für 2023 (239 Millionen Euro).
- Neun der derzeit 158 Institute werden geschlossen: Bordeaux, Curitiba, Genua, Lille, Osaka, Rotterdam, Triest, Turin, Washington sowie das Verbindungsbüro Straßburg. Allein drei Schließungen betreffen also Italien.
- Mit den Schließungen ist der Abbau von 110 Stellen im Netzwerk verbunden, darunter auch in der Münchner Zentrale.
- Um die Verlagerung von Aktivitäten in andere Regionen zu finanzieren, sollen Strukturen verändert, verkleinert oder zusammengeführt werden; zudem ist der Umzug von bestehenden Niederlassungen in günstigere Liegenschaften geplant. Mit diesen Maßnahmen soll der Anteil fixer Ausgaben am Gesamtbudget gesenkt werden, so das Goethe-Institut. Die in Deutschland ansässigen Institute, die keine öffentliche Förderung erhalten, sind von den Maßnahmen nicht betroffen.
Wichtiges Element der vom Präsidium beschlossenen "Transformation" (so der offiziell verwendete Terminus) ist der mittelfristige Auf- und Ausbau von Präsenzen wie beispielsweise von Kulturkontaktstellen. Unter anderem soll die Präsenz des Goethe-Instituts im Kaukasus aufgewertet werden. Vorgesehen ist zudem, neben den Goethe-Instituten Warschau und Krakau eine weitere Präsenz in Polen aufzubauen. Weiterhin wird sich das Goethe-Institut stärker in der Republik Moldau und im Südpazifik engagieren. Auch in den USA soll die schon begonnene Arbeit in der Landesmitte durch Präsenzen in Texas und im Mittleren Westen intensiviert werden.
Im Zuge der Neuausrichtung will das Goethe-Institut auch das Angebot an Sprachkursen, Prüfungen und Förderprogrammen digitaler und effektiver gestalten. Auch die seit vielen Jahren etablierten Aktivitäten des Goethe-Instituts im Bereich der Fachkräfteeinwanderung sollen weiter ausgebaut werden, insbesondere in Ländern mit hohem Potential wie Brasilien, Indien, Indonesien und Mexiko.
Die jetzt beschlossenen Mittelkürzungen und Umbaumaßnahmen hatten ein Vorspiel: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte 14 Millionen Euro aus dem Budget 2023 vorläufig gesperrt und die Freigabe der Mittel an einen sogenannten Maßgabebeschluss gekoppelt, der die Vorlage eines Konzepts zur künftigen Entwicklung des Goethe-Instituts einforderte.