Anne Sauer über Taylor Swift

"Glitzer passt auch zu Tinte und Feder"

16. Juli 2024
Marlene Münßinger

Heute erscheint "Look What She Made Us Do", eine feministische Liebeserklärung an Taylor Swift. Die Autorin und #yeaward22-Gewinnerin Anne Sauer verrät im Interview, was die Buchbranche von der Pop-Ikone lernen kann und empfiehlt am Ende ein paar Songs - auch für Buchhändler:innen.

Look what she made us do - Anne Plus Buch

Taylor Swift kommt diesen Juli nach Deutschland und spielt in Gelsenkirchen, Hamburg und München. Tausende Menschen freuen sich auf ihre Konzerte. Und nun erscheint Dein Buch heute, in diesem Tourmonat – wie kam es dazu, dass Du genau zur richtigen Zeit ein Buch über Taylor Swift rausbringst?
Ich könnte einfach antworten mit "Tja, Swiftie-Mastermind" – aber vor allem war es eine wilde Idee und pures Timing-Glück. Denn dass es dieses Buch genau jetzt gibt, ist auch in großen Teilen Anna Humbert und Linda Vogt vom Rowohlt Verlag zu verdanken, die zum richtigen Zeitpunkt im Februar 2024 einfach sehr mutig und vertrauensvoll gesagt haben: "Mach. Schreib dieses Buch bei uns. Aber schreib es schnell."

Anne Sauer mit Lektorin Anna Humbert bei ihrer Buchpremiere am 14. Juli 2024 in der Buchhandlung Literaturensohn in Berlin

Gerade erscheinen ja so einige Titel zu DER Pop-Ikone unserer Gegenwart: Wieso sollte man genau Dein Buch zu Taylor Swift gelesen haben?
Es ist bisher das Erste und Einzige, das von einem weiblichen Swiftie (it’s me, hi) geschrieben wurde und sich nicht nur mit den "iconic looks" von Taylor Swift befasst. Das reicht eigentlich schon als Begründung. Und: Es erklärt und hinterfragt, schaut kritisch und liebevoll auf Taylor Swift und dieses wahnsinnig schöne Fandom – es ist auch ein Guide für alle Nicht-Swifties, die Lust haben, sich auf einem tieferen Level mit dem Phänomen zu beschäftigen.

Wen willst Du mit Deinem Buch erreichen?
Im besten Fall alle, die schon einmal gedacht oder gesagt haben: "Taylor Swift ist überbewertet" und alle, die ein Herz für feministische, persönliche Essays haben.

Ich habe Dein Buch in einem Rutsch gelesen, bin dabei durch die 13 Kapitel gerauscht und habe viel für mich Neues gelernt und dabei war ich ganz erstaunt, dass Du dich sehr persönlich im Text öffnest. Warst du denn selbst während des Schreibprozesses und deiner Recherche von Taylor Swift überrascht und hast Du dich selbst beim Schreiben ebenfalls überrascht?
Ich war vor allem auch überrascht, wie persönlich der Text am Ende geworden ist. Irgendwann kam die Erkenntnis: "Aha, ich kann ja gar nicht über Taylor schreiben, ohne auch über mich zu schreiben!" Ab da war aber alles leichter. Ich habe einmal mehr gemerkt, wie sich ihre Karriere, ihre Kunst auf mein Leben ausgewirkt hat.

"Look What She Made Us Do" ist der Titel deines Buches – Inwiefern hat uns Taylor Swift denn nun letztendlich beeinflusst?
Die Medien und den öffentlichen Diskurs, die Musikbranche, die Bruttoinlandsprodukte während der Tour, die misogynen Kommentarspalten auf Social Media, die Millionen von Swiftie-Herzen – kurz und knapp wird knifflig. Ausführlichere Antworten gibt’s im Buch. 

Du bist ja schon länger Swiftie. Du bezeichnest Dich aber als Teilzeit-Swiftie. Was genau bedeutet das?
Das bedeutet, dass ich teilweise auch kritisch auf das Fandom schaue - gerade wenn es um Geld, Zeit und Intensität dieser zur Obsession neigenden Fanliebe geht. Aktuell aber ganz klar Vollzeit-Angestellte im Swiftie-Kosmos.

Was bedeutet Taylor Swift für Dich? Inwiefern hat sie einen großen Teil deines Lebens mit beeinflusst?
Sie lebt mir seit Jahren vor, wie Business und persönliches Storytelling zusammengehen, welche weiten Kreise die eigene Geschichte ziehen kann, wenn sie ehrlich und emotional erzählt wird. Nicht nur mit ihren Songtexten, auch mit ihrer ganzen Einstellung, ihrer Art. Besonders seit der reputation-Era hat sie eine feministische Haltung angenommen, die mich selbst nach und nach aufgerichtet hat. Sie begleitet mich und macht vieles sehr viel schöner.

Taylor Swift feiert jede ihrer eigenen künstlerischen und lyrischen Facetten gleichermaßen. Das wäre doch mal was, so ganz ohne Verachtung auf andere Genres gucken.

Anne Sauer

Und was können wir als Buchbranche Deiner Meinung nach von Taylor Swift lernen?
Glitzer passt auch zu Tinte und Feder. U und E müssen sich nicht ausschließen, im Gegenteil. Taylor Swift feiert jede ihrer eigenen künstlerischen und lyrischen Facetten gleichermaßen. Das wäre doch mal was, so ganz ohne Verachtung auf andere Genres gucken.

Du schreibst in Deinem Buch, dass Du eine Art riesiges Swiftie-Archiv in deinem Kopf hast. Wenn es einmal geöffnet ist, verwandelst du dich in einen Swift-Algorithmus und kannst passend zur gewünschten Stimmung Songs empfehlen. Lass uns das mal machen: 1 Stimmung, 1 passender Song!

  • Ich lese ein Buch zuhause im Bett und brauche gute Musik im Hintergrund: "I Hate It Here"
  • Ich verbringe einen Tag mit meinen Freund:innen, der Sommer fühlt sich mehr als gut an: "22 (Taylor’s Version)"
  • Ich laufe alleine und heulend mit einem Heartbreak durch den Regen, laute Musik auf Ohren: "Death By A Thousand Cuts"
  • Ich tanze wild alleine durch die Wohnung und brauche Empowerment: "Look What You Made Me Do"
  • Ich bin Buchhändlerin und habe heute die volle Kontrolle über die Musik in der Buchhandlung: "Love Story (Taylor’s Version)"
  • Ich möchte den allerersten Song in meinem Leben von Taylor Swift hören (ja, sehr unwahrscheinlich lol), der Song wird mich direkt zum Swiftie machen: "You’re On Your Own, Kid"

Und wie geht’s jetzt bei Dir weiter?
Lesungen, Konzerte, viel weinen und schreien und singen und freuen - es geht also mit Glück weiter. Und wenn es etwas ruhiger wird, stürze ich mich wieder ganz in meinen Debütroman.

"Look What She Made Us Do"
Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 16.07.2024
Lieferstatus: Noch nicht verfügbar
160 Seiten
ISBN: 978-3-499-01642-4
Autor:in: Anne Sauer