Soforthilfeprogramm "Vor Ort für Alle"

Förderung für Bibliotheken im ländlichen Raum

17. Juli 2024
von Börsenblatt

Zwischen 2020 und 2023 hat der Deutsche Bibliotheksverband e.V. im Rahmen des Förderprogramms "Vor Ort für Alle" Bibliotheken im ländlichen Raum in ihrer Weiterentwicklung und Modernisierung unterstützt. Nun zieht der Verband sein Fazit aus dem Programm und spricht Empfehlungen an die Politik aus.

"Vor Ort für Alle" Logo

Mit dem deutschlandweiten Soforthilfeprogramm "Vor Ort für Alle“ des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. (dbv) wurden zwischen 2020 und 2023 zeitgemäße Bibliothekskonzepte in Kommunen mit bis zu 20.000 Einwohner:innen gefördert. Die Höhe der Förderung belief sich auf insgesamt sechs Millionen Euro. Insgesamt wurden 757 Projekte in 653 Bibliotheken mit einer durchschnittlichen Summe von 8.200€ gefördert.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat das Projekt initiiert, um Bibliotheken als "Dritte Orte“ in ländlichen Räumen zu stärken und damit dazu beizutragen, dass die Lebensverhältnisse in Stadt und Land gleichwertiger werden. Bibliotheken gehören heutzutage zu den wenigen verbliebenen nichtkommerziellen Begegnungsräumen – in kleinen Kommunen oft die einzigen, wie das Empfehlungspapier betont.

Erfolge des Projekts

Das Empfehlungspapier berichtet außerdem von den Ergebnissen des Projekts. Etwa zwei Drittel der Geförderten geben an, dass sie nun Angebote in ihrer Bibliothek machen können, die es sonst häufig nur in größeren Städten gebe. 60% sind der Meinung, dass sich durch ihre Angebote auch die Attraktivität der Kommune insgesamt verbessert habe. Bei über 70% der geförderten Bibliotheken konnten durch die Projekte Neuanmeldungen verzeichnet werden und bei knapp der Hälfte habe sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ebenfalls erhöht.

Mehr als 80% der Geförderten geben an, die Förderung habe auch über die Dauer des Projekts hinaus für positive Impulse und Veränderungen in ihrer Bibliothek gesorgt. Rund 91% sehen jedoch weiteren Förderbedarf für die Weiterentwicklung ihrer Bibliothek, den sie nicht aus ihren eigenen Mitteln decken können.

Empfehlungen

Die Erfahrungen aus dem Soforthilfeprogramm haben den dbv nun zu folgenden Empfehlungen an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung geführt:

  1. Bibliotheken in ländlichen Räumen brauchen dringend finanzielle Mittel, um in notwendige Modernisierungsmaßnahmen zu investieren. Um gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, müssen Bibliotheken in ihren Funktionen als öffentliche Räume für Begegnung und Austausch sowie als Kultur- und Bildungsinstitutionen weiterentwickelt werden. Durch die Bibliotheken werde die Lebensqualität vor Ort und auch der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt.
  2. Förderprogramme sollten überjährig ausgestaltet werden. Größere und planungsintensive Vorhaben wie etwa der Aufbau sogenannter „Open Libraries“ oder größere Baumaßnahmen können aufgrund geringer Personalressourcen und häufiger Lieferengpässe nur so umgesetzt werden.
  3. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Bibliotheken in ländlichen Räumen brauche es eine gemeinsame kommunale Strategie, wie die Bibliotheken den Anforderungen besser gerecht werden können.

Das vollständige Empfehlungspapier gibt es hier zu lesen: Empfehlungspapier_Soforthilfeprogramm_VOFA_digital.pdf (bibliotheksverband.de)

Statement des dvb-Bundesgeschäftsführers

Holger Krimmer, der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Bibliotheksverbands bemängelt, dass die Bibliotheken in ländlichen Räumen jahrzehntelang „kaputtgespart“ worden seien, obwohl diese „dort oftmals die letzten verbliebenen Kultur- und Bildungseinrichtungen sind, die zentrale Bildungs- und Gesellschaftsaufgaben übernehmen.“ Der große Andrang auf das Förderprogramm „Vor Ort für Alle“ habe den dringenden Investitionsbedarf der Bibliotheken in kleinen Kommunen und Gemeinden gezeigt. Das Empfehlungspapier sei dazu da, Impulse für eine gute Bibliotheksförderung im ländlichen Raum zu geben. Mit verantwortlichen Politiker:innen werde man diesbezüglich weiter ins Gespräch gehen.