Studie der Bertelsmann-Stiftung

Firmen ködern Fachkräfte mit wachsendem Homeoffice-Angebot

24. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt einen deutlichen Anstieg im Anteil der Stellenanzeigen mit Homeoffice-Angeboten. Besonders hoch ist der Homeoffice-Anteil in der IT-Branche und in Großstädten.

Die Bertelsmann Stiftung hat in ihrer Jobmonitor-Analyse 55 Millionen Stellenanzeigen seit 2019 untersucht. Das Ergebnis: Insgesamt hat sich der Mitteilung zufolge der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeit von 3,7% auf etwa 18% verfünffacht. Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, sagt: "Wer geglaubt hat, dass nach Corona alle wieder ins Büro zurückkehren, muss erkennen: Homeoffice hat sich in vielen Branchen nicht nur etabliert. Es wird zum wichtigen Argument im Kampf um die Fachkräfte" Es gibt jedoch deutliche Unterschiede nach Branche, Bildungsabschluss und Standort.

Spitzenreiter sind Fremdsprachenlehrer:innen und IT-Berufe

Bei den Fremdsprachenlehrer:innen liegt die Homeoffice-Quote bei ganzen 72%, was in der Vielzahl virtueller Kursangebote begründet sein kann. Auch bei IT-Stellenangeboten ist Homeoffice inzwischen fast zum Standard geworden: Unter den 10 Berufen mit der höchsten Homeoffice-Quote waren 7 Berufe aus dem Bereich Software und IT. Von allen Stellenausschreibungen für Expert:innen in der Anwendungsberatung wurden 2023 in 62% Remote-Optionen angeboten. Bei Medieninformatik-Spezialist:innen waren es 60,5% und bei Expert:innen im Bereich IT-Netzwerktechnik 58,9%. Aus verständlichen Gründen gibt es so gut wie keine Alternative zur Präsenz in Handwerksberufen wie Fleischverarbeitung (0,2%), Lebensmittelherstellung (0,3%), Metallbau (0,4%) oder in der Altenpflege (0,5%).

Mehr Homeoffice mit höherem Bildungsabschluss

Besonders hoch war das Wachstum des Homeoffice-Angebots bei Tätigkeiten, die ein Diplom beziehungsweise einen Master erfordern. Hier stieg der Anteil von 2019 bis 2023 von 6,6% auf 31,9% aller Stellen. Bei Stellenanzeigen für Personen mit Meister oder Bachelorabschluss stieg der Anteil in diesem Zeitraum von 5,9% auf 28,0%. Bei Fachkräften mit Berufsausbildung gab es lediglich einen Anstieg von 1,7% auf 8,1%. Das Angebot steige weiterhin kontinuierlich, doch in vielen auf Präsenz angewiesenen Berufen etwa im Handwerk, im Einzelhandel oder in anderen systemrelevanten Bereichen sind die Möglichkeiten für Homeoffice-Angebote begrenzt. Bei Helfer:innen und Anlerntätigkeiten stieg das Homeoffice-Angebot zwischen 2019 und 2022 von 1,2% auf 3,7%, ging jedoch bereits 2023 wieder zurück auf 3,1%.

Mehr Homeoffice bei Unternehmen in Ballungsgebieten – Chance für den ländlichen Raum

Ein Ergebnis, das "wenig überraschend" sei, ist der deutliche Unterschied zwischen Stadt und Land. In Großstädten liegt die Quote von Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden Homeoffice anbieten, bei insgesamt 26,1%. Am höchsten ist die lokale Quote in Düsseldorf (34,1% in 2023) und Frankfurt am Main (33,6%), dicht gefolgt von Stuttgart (32,9%). In dünn besiedelten Landkreisen liegt die Quote hingegen nur bei 9,0%. Dies sei jedoch auch als Chance zu begreifen: Durch das umfangreiche Homeoffice Angebot ist es immer seltener notwendig, für den Job in ein Ballungsgebiet zu ziehen. Wenn die digitale Infrastruktur passe, könnten die ländlichen Räume dadurch wieder mehr Menschen sowohl halten als auch anziehen.