Interview mit Gerrit Heinemann zur Galeria-Pleite

"Eine Aldi-Filiale hat mehr Kundenfrequenz als ein Galeria-Standort"

27. März 2023
Michael Roesler-Graichen

Das Modell Warenhaus hat sich für den Handelsexperten Gerrit Heinemann weitgehend erledigt. Weder ist Galeria ein Frequenzbringer für Einkaufszeilen noch ist das Unternehmen auf eine Multi-Channel-Zukunft vorbereitet. Der Buchhandel hat die Herausforderungen der Zukunft hingegen schon erkannt.

Gerrit Heinemann

Hat sich das Modell Warenhaus überlebt?

Das Warenhaus als Universalanbieter ist eine 170 Jahre alte Betriebsform, die seit Jahren im Sterben liegt. 1970 wurden damit noch rund 15 Prozent des Einzelhandelsumsatzes erzielt, dieser Anteil hat sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt halbiert und liegt heute bei nur noch einem Prozent. Galeria hat den Umsatz seit 2020 gedrittelt und zuletzt 1,8 Milliarden Umsatz erzielt. Nach der nochmaligen Insolvenz dürfte der Umsatz nur noch bei etwa einer Milliarde Euro liegen. Im Grunde hat sich die Sache damit erledigt, Galeria ist nur noch ein Scheinriese.
 

Waren die Galeria-Warenhäuser ­überhaupt noch Frequenzbringer in den vergangenen Jahren?

Das ist ein Scheinargument in der Diskussion. Die 129 Häuser des Konzerns haben im ver­gangenen Geschäftsjahr im Durchschnitt jeweils 16 Millionen Euro mit Waren umgesetzt – bei einem durchschnittlichen Kundenumsatz von geschätzt 40 bis 50 Euro. Eine durchschnittliche Aldi-Filiale hingegen setzt auf einer erheblich kleineren Fläche acht Millionen Euro bei einem durchschnittlichen Kundenumsatz von 15 bis 20 Euro um. Daraus kann man ersehen, dass die Kundenfrequenz eines Aldi-Geschäfts bereits über der einer Galeria-Filiale liegt.
 

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