Nachruf auf Wolfgang Ehrhardt Heinold

"Ein Urgestein der Verlagsberatung hat sich verabschiedet"

21. Dezember 2020
Redaktion Börsenblatt

Wolfgang Ehrhardt Heinold, Gründer des Eulenhof Instituts, Autor und streitbarer Geist für die Belange des Verlagswesens, ist im 91. Lebensjahr gestorben. Ein Nachruf von Martin Julius Bock auf seinen ehemaligen Partner und Wegbegleiter.

Am 18. Dezember hat sich Wolfgang Ehrhardt Heinold im 91. Lebensjahr in den ewigen Ruhestand verabschiedet. Mit ihm ist ein wandelndes Verlagslexikon, ein profunder Kenner und jahrzehntelan­ger Berater der Verlagsszene, Fachautor für Sächsisches und Verlegerisches - wie er sich selbst be­zeichnete – von uns gegangen.

Wir haben uns 1994 kennen gelernt. WEH – so sein internes Kürzel – war damals 64 und dabei, lang­sam und systematisch seinen Abschied als aktiver Verlagsberater vorzubereiten. Ich – MJB – war 34 und auf dem Weg in die berufliche Selbständigkeit. Ich habe bei ihm angefragt, ob er Unterstützung im Seminargeschäft gebrauchen kann. Er rief mich daraufhin an und hat mich gefragt, ob wir uns in Hamburg treffen können – und damit begann unsere Zusammenarbeit. Oder besser gesagt, es be­gann meine Lehrzeit als Verlagsberater. WEH war immer ein freundlicher und erklärender „Lehr­herr“. Er war aber auch fordernd, präzise und brillant analytisch. Er kannte so gut wie alle namhaften Verlage und Verleger. Er konnte Stärken und Schwächen schnell erkennen und Lösungsansätze ent­wickeln. Er war gnadenlos effizient, arbeitete systematisch nach der Löhn-Methode, was manchmal schon fast einen religiösen Touch hatte.  

Ende der 1990er Jahre wurde ich sein gleichberechtigter Partner. Wir haben das Eulenhof Institut noch einige Jahre gemeinsam geführt, wobei es sein Plan war, sich nach und nach aus dem aktiven Ge­schäft zurückzuziehen. Er wollte nicht – wie er immer selbst sagte – irgendwann auf der Bahre von der Buchmesse in Frankfurt oder Leipzig getragen werden. Anfang des neuen Jahrtausends haben wir beide den Entschluss gefasst, die Weichen neu zu stellen. Aus der Eulenhof Institut oHG wurde die Eulenhof Consulting GmbH. Was war und blieb, ist die stilisierte Eule im Firmenlogo und das klare Bekenntnis, dass es unter der Eule keine Beratung von „der Stange“ geben wird.

Er hatte sich damals entschieden, diesen Schritt mit über 70 Lebensjahren nicht mehr aktiv als Gesell­schafter mitzugehen, sondern die neue Eulenhof Consulting GmbH als mein persönlicher Berater und Ratgeber zu begleiten und sich daneben auf das Bücherschreiben zu konzentrieren. Ich durfte mit ihm gemeinsam u.a. ein Buchprojekt für angehende Autoren verwirklichen. Daneben haben wir gemeinsam Bei­träge u.a. für den BuchMarkt und das Börsenblatt geschrieben. Er hat dann später seine Liebe für seine sächsische Heimat in einer Reihe von Büchern verewigt und war bis zuletzt auch für den BuchMarkt mit seinen regelmäßigen Kopfnuss-Beiträgen aktiv.

So vergingen die Jahre. Er war und blieb aktiver Beobachter der Verlagsszene, engagiert als Fachau­tor, hat viel gelesen und blieb sehr belesen.  Auch in den letzten Jahren im Seniorenstift hatte er kein Fernsehgerät. Fernsehen hielt er für groben Unfug. Im Mai diesen Jahres plante er noch zwei Buchpro­jekte, aus denen nun wohl nichts mehr wird.

Die letzten Jahre waren für WEH nach einer Reihe von gesundheitlichen Einschlägen körperlich müh­sam geworden. Aber seinen wachen, manchmal streitbaren und kämpferischen Geist hat er bis zu­letzt nicht verloren. Bewundert habe ich an ihm auch, dass er trotz vieler körperlicher Einschränkun­gen nie gejammert hat. Auf Nachfrage nach seinem Befinden kam die regelmäßige Antwort: „Dafür, dass es mir so schlecht geht, geht es mir eigentlich ganz gut.“ In seiner Weihnachtsbotschaft im De­zember 2019 hat er mir und anderen Freunden und Verwandten geschrieben: „Die körperlichen Defizite so gut wie möglich auszugleichen bzw. wo nötig Hilfe anzunehmen, und die Tage, die mir noch bleiben, bewusst und dankbar zu leben, ist mein "Programm" für das neue Jahr …“ das hat er wie so vieles in seinem Leben umgesetzt.

Seine Mails an mich hat er häufig mit „Ihr alter Mitstreiter“ unterschrieben. Ich werde ihn als Men­schen, meinen persönlichen Berater und Mitstreiter vermissen!