Jürgen Arne Bach zum 80. Geburtstag

Ein leidenschaftlicher Büchermensch

25. September 2022
Annika Bach

Am 25. September hat Jürgen Arne Bach seinen 80. Geburtstag gefeiert. Annika Bach, Verlegerin der Verlagsgruppe E. A. Seemann Henschel, gratuliert ihrem Vater – einem leidenschaftlichen Büchermenschen, der seinen Beruf mit großer Begeisterung ausgeübt hat.

Wie viele Bücher im Arbeitsleben meines Vaters entstanden sind? Es müssen tausende sein: konfessionelle und spirituelle Bücher, Kinder- und Jugendbücher, politische und historische Sachbücher, Kunstbücher, Biografien, Museumskataloge. Freiburg war die erste Station und blieb immer Heimatort, von dort aus pendelte er nach Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Brüssel und Leipzig. Er war unter anderem Lektor im Herder Verlag, Programmleiter beim Ullstein Verlag, Geschäftsführer im Kosmos Verlag und bei der Dornier Medienholding und schließlich Verleger der Seemann Henschel Verlagsgruppe.

Später haben mein Vater und ich zusammen in Leipzig bei Seemann Henschel gearbeitet, doch eigentlich begann unsere Kollaboration schon viel früher. Im Herder Verlag plante er Mitte der 1980er Jahre ein Bilderbuch, das Kinder mit dem Kindergarten vertraut machen sollte. Fünfjährig durfte ich die Hauptrolle in der Geschichte übernehmen und wurde mit einem Jungen aus der Nachbarschaft fotografiert, den ich durch unsere KiTa führte. So entstand „Komm, ich zeig dir meinen Kindergarten“.

Nur wenig später zogen wir das Börsenblatt allwöchentlich gemeinsam aus dem Freiburger Briefkasten und diskutierten die Branchennachrichten. Er kannte offenbar jeden Buchmacher, jede Lektorin des Landes und kommentierte alle neuesten Entwicklungen.

Als ich das erste Mal die Frankfurter Buchmesse besuchte, war ich zehn oder elf Jahre alt. Mein Vater führte mich durch die Gänge, hier ein Hallo, dort ein Gespräch, kollegiales Zuwinken, vertraute Unterhaltungen. „Darf ich Ihnen meine Tochter vorstellen?“. Mit seiner Visitenkarte ging ich zu meinen Lieblingsverlagen und bestellte mir alle Bücher, die mich interessierten. Himmel, war das großartig!

Dass das Engagement für den Verband und seine Organe wichtig ist, hat er mir in den vielen Jahren seiner Arbeit für den Börsenverein, für die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, für den Europäischen Verlegerverband und für die Leipziger Buchmesse vermittelt. Ich hörte von Konferenzen, Sitzungen und informellen Treffen, in denen es um die Vergütung von Übersetzern, um Standortpolitik oder die Buchpreisbindung ging. Bis heute sagt er mir: „Und wenn du so eine Aufgabe übernimmst, dann machst du es richtig!“ Die ungezählten Male, die ich ihn abends am Tisch bei der Arbeit gesehen habe, gehören da wohl auch zu.

Begeistert hat ihn seit jeher der Austausch mit den Autorinnen, den Verlagskollegen, den Verlegerinnen und Programmmachern der Branche. Ich weiß von intensiven Verhandlungen, erinnerungswürdigen Abenden bei Preisverleihungen, von beeindruckenden Diskussionen. „Im Gespräch lässt sich alles besser lösen!“, auch das sagt er bis heute zu mir.

Mit vielen klugen Menschen viele gute Bücher zu verlegen und sich mit ihnen auszutauschen, das hat ihn während seines Arbeitslebens angespornt und zufrieden gestellt. Das hat ihn immer wieder nach neuen Themen suchen, neue Autorinnen ansprechen oder Illustratoren ausfindig machen lassen. Sein aktives Arbeitsleben hat er nun beendet. Aber auch heute noch tigern wir gemeinsam über die Messe in Leipzig, auch heute noch tauschen wir uns über Bücher aus. Immer noch werde ich angesprochen, ob ich die Tochter von dem Herrn Dr. Bach sei und stets freue ich mich, meinem Vater herzliche Grüße auszurichten. Zu seinem runden Geburtstag sitzt er nun im Kreise seiner Enkel und liest vor. Ich gratuliere von Herzen – von Büchermensch zu Büchermensch!