Hörtipp zum Abschied Oliver Zilles

"Ein Alarmsignal allerhöchster Ordnung"

11. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Dass Oliver Zille zum Jahresende als Direktor der Leipziger Buchmesse aufhört, hat die Branche erschrocken – auch Thedel von Wallmoden (Wallstein Verlag). "Deutschlandfunk Kultur" hat mit ihm gesprochen, dabei geht es unter anderem um die Zukunft der Messe und das Schweigen der Verantwortlichen.

Das Gespräch mit dem Göttinger Verleger Thedel von Wallmoden hat Andrea Gerk am 10. Juli in der Sendung "Lesart" von Deutschlandfunk Kultur geführt.

Der Börsenverein habe von einem schweren Schlag für die Branche gesprochen, moderierte Andrea Gerk an, was mache Oliver Zille so unentbehrlich?

Die Leipziger Buchmesse liefere seit vielen Jahren, auch unter schwierigsten Bedingungen, Erträge an die Messegesellschaft ab, so von Wallmoden. "Wenn nun derjenige, der in der ganzen Branche das Gesicht der Messe ist, der enorm vernetzt ist mit den Verlagen, mit dem literarischen Leben in diesem Land, wenn Oliver Zille, und wie es heißt 'aus persönlichen Gründen' nach 30 Jahren zum Jahresende den Posten niederlegt und niemand von den Verantwortlichen (...) sagt etwas, geschweige denn die beiden Geschäftsführer der Leipziger Messe (...), niemand sagt, wie es weitergehen soll, also wer ab 1. Januar diesen Job machen soll, dann finde ich das äußerst alarmierend".

Ihm scheine es ausgeschlossen, dass jemand ohne die Kontakte und das Detailwissen von Oliver Zille und mit dem ihm so loyal verbundenen, winzigen Team das machen könne. 

Hinter vorgehaltener Hand werde von Differenzen zwischen Messegesellschaft und Zille um die Neuausrichtung gemunkelt, so Andrea Gerk, zitieren lassen möge sich niemand. Welche Art der Neuausrichtung könnte das sein? Von Wallmoden mutmaßt, die Leipziger Buchmesse solle eventuell weniger für Kultur ausgeben, um mehr Geld an die Messegesellschaft abliefern zu können. Davor warnt er eindringlich. Die Leipziger Buchmesse sei etwa mit "Leipzig liest" einen Riesenkontaktbörse zwischen Verlagen und Medien, Lesereisen würden vereinbart. Zudem führt er an, dass wohl ein sehr, sehr lange verhandelter Tarifvertrag mit dem kleinen Team der Buchmesse ("diese fabelhaften Mitarbeiter") sehr unbefriedigend ausgefallen sei. Das seien die beiden Stellschrauben, um die es seiner Meinung nach in dem Konflikt gehe.

"Und wenn so ein erfahrener und verhandlungssicherer Direktor wie Oliver Zille, wenn so jemand, man kann es nicht anders sagen, 'hinhaut', dann gehen alle Signale auf Rot", so von Wallmoden, der die Bedeutung der Leipziger Buchmesse als wichtige Kulturveranstaltung wiederholt betont.

Das ganze Gespräch (9:22 Minuten) kann auf der Website von Deutschlandfunk Kultur nachgehört und heruntergeladen werden: hier