Bereits zu Beginn ihrer Selbstständigkeit in Wolfenbüttel hat sich Marianne Fricke für die Ausbildung des Branchennachwuchses eingesetzt. Auch in ihrer Buchhandlung engagierte sie sich für Bildung und frühkindliche Leseförderung, etwa mit unzähligen Veranstaltungen. Sie kannte ihre Kunden und die Kunden kannten sie. Es war immer ein Erlebnis, Marianne Fricke in ihrer Buchhandlung zu besuchen. In dem Fachwerkhaus war jeder Winkel mit Stapeln von Büchern belegt, sie behielt trotzdem den Überblick.
1989 wechselte Marianne Fricke in den Vorstand des Börsenvereins in Frankfurt, wo sie bald stellvertretende Vorsteherin wurde. Im Sortimenter-Ausschuss, dem sie insgesamt 19 Jahre angehörte, davon sechs Jahre als Vorsitzende, war sie maßgeblich an den Debatten über Rationalisierung beteiligt. Hierbei hat sie in ihrer sehr entschiedenen Art die Interessen des Sortimentsbuchhandels wahrgenommen, auch unter Berücksichtigung von Umweltfragen wie der Verringerung von Verpackungsmüll. Parallel dazu war sie noch in zahlreichen anderen Ehrenämtern tätig: in der Abgeordnetenversammlung, im Ehrungsausschuss, im Aufsichtsrat der Ausstellungs- und Messe-GmbH, im Ausschuss für Berufsbildung, im Wahlausschuss, im Kuratorium der Schulen des Deutschen Buchhandels.
Ein Ehrenamt lag ihr besonders am Herzen: Als Mitglied im Sozialwerk war Marianne Fricke sechs Jahre lang dessen Vorsitzende. Diese sozialpolitische Tätigkeit entsprach ganz und gar ihrem Wesen. Sie, die sich Zeit ihres Lebens in vorbildlicher Weise um ihre Mitarbeiterinnen gekümmert und immer wieder junge Menschen an den Beruf herangeführt hat, kümmerte sich jetzt um die Kolleginnen und Kollegen, die unverschuldet in große Not geraten waren. Ein weiteres Ehrenamt, das ihr sehr viel bedeutet hat, waren die neun Jahre im Stiftungsrat des Friedenspreises. Auch in diesem Gremium war die Urteilsfähigkeit Marianne Frickes gefragt und häufig genug ausschlaggebend für die Nominierung eines Preisträgers.
Wir verneigen uns vor einem außergewöhnlichen Menschen, einer herausragenden Buchhändlerin, einer liebenswerten Kollegin und einer lieben Freundin. Marianne, du fehlst uns.