C.H. Beck druckt zwei Krone-Schmalz-Bücher nicht mehr nach

"Die Titel könnten Gefühle verletzen und zynisch wirken"

3. November 2022
Redaktion Börsenblatt

An der ehemaligen Russland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz scheiden sich die Geister, erst recht nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Das hatte den Verlag C.H. Beck bewogen, im Einvernehmen mit der Autorin zwei ihrer Titel nicht mehr nachzudrucken. Zu einer angedachten Überarbeitung der Bücher kam es nicht.

Die ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD und Sachbuchautorin Gabriele Krone-Schmalz vertritt ihre Positionen nicht nur in ihren Büchern, sondern auch aktiv in der Öffentlichkeit. In ihren zahlreichen Vorträgen zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine vermeidet sie jede Schuldzuweisung in Richtung Moskau und wirft vor allem dem Westen und der NATO vor, für den Ausbruch des Krieges verantwortlich zu sein. Der Kreis derer, die ihr zuhören, ist groß. Allein das YouTube-Video ihres Vortrags an der VHS Reutlingen vom 14. Oktober verzeichnet bisher mehr als 900.000 Aufrufe.

Nach ihren Vorträgen verkauft sie auch ihre Bücher, sofern sie noch lieferbar sind. Denn schon im Frühjahr hatte der Verlag C.H. Beck im Einvernehmen mit der Autorin entschieden, die Bücher "Russland verstehen" und "Eiszeit" angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und des Leides von Millionen Menschen nicht mehr nachzudrucken. "Die Titel könnten Gefühle verletzen und zynisch wirken", heißt es in einer Stellungnahme des Verlags. "Und in der Tat spielt es bei Büchern, die sieben bzw. fünf Jahre alt sind, eine Rolle, ob sie als Zeitdokumente gelesen werden oder breiten Kreisen nach einem so einschneidenden Ereignis wie dem russischen Überfall zur aktuellen Information dienen. Insofern hat die anlassbedingt steigende Nachfrage nach den Büchern paradoxerweise Einfluss auf die Entscheidung gehabt, sie in der bestehenden Form nicht nachzudrucken."
 

Während "Russland verstehen" laut C.H. Beck im Frühjahr komplett ausverkauft war, habe der Verlag noch Restbestände von "Eiszeit" gehabt. "Wir haben damals mit Frau Krone-Schmalz vereinbart, dass diese nicht mehr in den freien Verkauf gehen, sondern dazu dienen, ihre bereits vereinbarten Veranstaltungen zu bestücken. Daher wird 'Eiszeit' gegenwärtig noch bei ihren Veranstaltungen verkauft."

"Überarbeitung bis auf Weiteres nicht möglich" 

In der Kommunikation des Verlags zur einvernehmlich getroffenen Entscheidung, die beiden Bücher nicht nachzudrucken, hieß es im Frühjahr 2022, "Verlag und Autorin bleiben im Gespräch darüber, in welcher Form Frau Krone-Schmalz die Veränderungen zwischen 2015 bzw. 2017 [den Ersterscheinungsdaten der Bücher] und den gegenwärtigen Entwicklungen aufnehmen und einordnen wird". Solche Gespräche haben inzwischen stattgefunden, und der Verlag ist zu dem Schluss gekommen, dass eine Überarbeitung bis auf Weiteres nicht möglich ist. "Mit 'Respekt geht anders' bleibt Frau Krone-Schmalz aber weiterhin Autorin des Verlags und wir bleiben mit ihr im freundschaftlichen Austausch über künftige Buchprojekte."